Die Saisonanalyse von Ambri-Piotta

Für den HC Ambri-Piotta ist die Saison mit Beginn der Playoffs gelaufen – «wie oft» ist man geneigt zu sagen. Das tönt aber zu negativ und gibt nicht das wahre Bild der Saison wieder. MySports-Experte Ueli Schwarz blickt in seinem neuesten Blog «Schwarz oder doch Wiis?» zurück auf die Saison der Biancoblù.

Ambri hat sich im Vergleich zum Vorjahr gesteigert, hat das primäre Ziel «Play-In’s» erreicht, steckte die diesmal weniger erfolgreiche Spengler Cup Teilnahme gut weg und hatte mit den letzten Plätzen in der Tabelle nie etwas zu tun. Trotzdem stellt sich die Frage, ob man in der Leventina auf die Dauer damit zufrieden sein wird, es halt dann doch nicht in die Playoffs zu schaffen.

Ausgehend von den Prognosen im Herbst, die Ambri fast überall auf Rang 11-12 sahen (damals noch ohne die zwei gewichtigen späten Zugänge Heim & Formenton) und im Vergleich zum Vorjahr, hat Ambri mit Rang acht eine grosse Steigerung hingelegt und positiv überrascht. Auch der Umstand, dass Ambri die Regular Season mit einem positiven Torverhältnis beendete und über das dritteffizienteste Powerplay der Liga verfügte, stellt dem Team ein durchaus positives Zeugnis aus. Was aber zurückbleibt, ist die Frage, wie gut Ambri in den Must-Win-Situationen war? Im Schlussspurt der Regular Season haben sie das ausgezeichnet gemacht und von den letzten sieben Spielen deren sechs gewonnen – erfüllt! Damit erspielte man sich zwei Chancen, erstmals seit 2019 sogar die Playoffs erreichen zu können. Im ersten Play-In war das Heimspiel fatal, weil eine 4:0-Führung verspielt wurde. Im Auswärtsspiel – wieder ein Must-Win-Spiel – spielte man in Lugano sehr gut, war nahe dran, aber letztlich eben nicht erfolgreich. Im zweiten Play-In bot sich die Chance in einer weiteren Must-Win Situation zu Hause nach einem Unentschieden in Biel zu reüssieren. Auch das gelang nicht – nicht erfüllt! Da hat Luca Ceredas Team also sicherlich noch Reserven – irgendwann muss es möglich werden, solche Momente erfolgreich gestalten zu können und wieder einmal eine Playoff-Serie zu spielen, wenn man als Organisation effektiv einen grossen Schritt weiterkommen will.

Mit einem Blick auf das Kader muss man festhalten, dass die Qualität eigentlich hoch genug dafür gewesen wäre. Man hatte mit Conz/Juvonen ein Torhüterduo, das mehr als konkurrenzfähig war. In der Verteidigung spielten die beiden Imports Heed & Virtanen beide eine hervorragende Saison. Von den übrigen Verteidigern war der abwandernde Fohrler defensiv ein wichtiges Element für das Team. Erfreulich war die Entwicklung und die Eiszeiten der beiden Jungen Pezzullo und Terraneo. Bei Wüthrich, der erstmals so viel spielte, waren Fortschritte ersichtlich und es scheint, dass er weiter Luft nach oben hat. Die Dottis sind Warriors – mit Limiten zwar, aber leidenschaftlicher geht’s fast nicht. In der Offensive gehörte das Kader weit höher eingestuft: Lilja, Dauphin und Spacek (und über weite Strecken Formenton) haben alle eine gute bis sehr gute Saison gehabt. Mit Pestoni, Bürgler, dem während der Saison reintegrierten Heim, Kneubühler und Zwerger verfügte Ambri über fünf Spieler mit Schweizer Lizenz, die allesamt 10-15 Tore pro Saison schiessen können. Dazu gesellten sich die beiden Jungen Landry und De Luca (sie entwickelten sich grossartig), was der Offensive ein Format gab, das für die Top-Acht hätte reichen müssen. Der Umstand, dass man sich nach Saisonbeginn plötzlich Heim und Formenton leisten konnte und jederzeit über sieben Imports verfügte, zeigt, dass der Schritt ins Mittelfeld zumindest Wille war! Als Club hat sich Ambri also nicht zuletzt auch dank den neuen wirtschaftlichen Möglichkeiten der neuen Arena ein Kader leisten können, mit dem man irgendwann eben nicht mehr zufrieden sein darf, wenn die Playoffs ohne die Biancoblù stattfinden.

Das umtriebige Management – so kennt man die beiden Zugpferde Duca und Cereda – wird alles Menschenmögliche daransetzen, weitere Schritte vorwärts zu machen. Senn wird Conz neben Juvonen äquivalent ersetzen. Der Abgang Fohrlers in der Verteidigung muss aufgefangen und wenn irgendwie möglich zusätzlich ergänzt werden. Sportchef Duca wird wohl wieder einen Ausländer finden müssen, der offensiv den abwanderungswilligen Spacek wird ersetzen können. Zudem muss jemand die Lücke von Kneubühler schliessen. Mit Miles Müller kommt ein Junger, von dem man sich eine ähnliche Entwicklung wie bei Landry & De Luca erhofft. Wieviel aber wird nötig und möglich sein, um künftig auch noch in der zweiten März-Hälfte noch Playoff zu spielen? Ein interessanter Sommer steht an.