Analyse zum Huberdeau/Tkachuk-Trade

Letzte Woche, während meines Sommerurlaubs in einer stillen Bucht an der Aegais, staunte ich frühmorgens nicht schlecht, als in den Twitternews DER Trade «aufpoppte». Der Wellenschlag des Meers hat kurz pausiert und der Sonnenaufgang ist ins Stocken geraten: Die Calgary Flames und die Florida Panthers haben einen sogenannten Blockbuster-Deal aufgetischt, es war eine wahre Freude!

Teil der Faszination im nordamerikanischen Profimannschaftssport sind jeweils der Draft und die Trades. Spektakuläre Trades sind in der Realität ziemlich selten. Ich erinnere mich aber an den Tag an dem Wayne Gretzky zu den LA Kings getradet wurde; die Zeit ist nicht zu kurz stillgestanden. In Fantasy Leagues gibt es mehr Blockbuster-Trades, weil sie Spass machen und ein Spiel und kein multimillionen schweres Business dahintersteht. Denn wenn ein solcher Trade in der Realität scheitert, d.h. die Zukunft zeigt, dass der Trade für das Team A oder B unerfreuliche Resultate mit sich bringt, dies kommt einer Entlassung des GMs sehr nahe. Umso mehr freute mich der Deal mit Matthew Tkachuk, der von den Calgary Flames im Abtausch mit Jonathan Huberdeau, McKenzie Weegar und das Talent Cole Schwindt zu den Florida Panthers wechselt. Die Flames erhalten zudem noch das Erstrundendraftrecht der Panthers im Jahr 2025 und die Panthers erhalten von Calgary den Viertrundenpick 2024. Bumm!!!

Wie immer bei Trades haben beide Seiten das Gefühl, auf der Gewinnerseite zu stehen, ansonsten würden Trades ja nicht zustande kommen. Ich versuche in der Folge, die Sichtweisen, die Hoffnungen und die Ängste der involvierten GMs zu antizipieren und aufzuzeigen, wieso es am Ende des Tages für beide Franchises Argumente gibt, den Trade zu gewinnen. 

Zuerst aber einige grundsätzliche Betrachtungen und Einschätzungen, wieso dieser spektakuläre Trade zustande gekommen ist, der Nährboden dieses Blockbusters.

1. Corona: Die Corona-Zeit hat vor allem bei US-amerikanischen Spielern in kanadischen Franchises Spuren hinterlassen. Die Restriktionen in Kanada waren schärfer als in den USA und dies hat Verwandtenbesuche über die Landesgrenze hinweg deutlich erschwert. Die Spieler und deren Familien sind jetzt sensibilisiert auf solche Szenarien, die sich womöglich irgendwann wiederholen.

2. Calgary: Calgary hat es in den letzten Jahren verpasst, sich als attraktive Franchise zu positionieren, das Stadion ist veraltet und vermutlich gibt es auch andere Irritationen, denn es kann kein Zufall sein, dass Spieler wie Giordano, Gaudreau und Tkachuk nicht gehalten werden konnten.

3. Unrestricted Free Agency: Der Flames GM wollte unbedingt vermeiden, dass er mit Tkachuk exakt dieselbe Erfahrung machen muss wie mit Gaudreau: Verlust des Spielers ohne jeglichen Gegenwert.

4. Leistungen in den Playoffs: Die eher enttäuschenden Performances von Huberdeau und Weegar in den diesjährigen Playoffs: Vermutlich hat die Teppichetage der Panthers bei diesem Trade die durchzogenen Playoffleistungen von Huberdeau und Weegar etwas überbewertet.

Calgary hat für einen Topstürmer einen Topverteidiger und einen Topstürmer erhalten plus auch beim «Beigemüse» (Draftrechte) das bessere Ende für sich behalten. Huberdeau gehört zu den allerbesten Spielmachern auf der Flügelposition und Weegar hat sich zum Topverteidiger entwickelt. Das Risiko? Huberdeau und Weegar müssen sehr bald ebenfalls wieder unter Vertrag genommen werden und ob sie bereit sind, in Calgary einen langfristigen Vertrag zu unterzeichnen ist unsicher. Bei Huberdeau gibt es nicht enden wollende Gerüchte, dass er in Montreal langfristig unterschreiben könnte, die Habs haben ab der nächsten Saison auf jeden Fall genügend Cap-Space, um sich Huberdeau leisten zu können. 

Ein ungeschriebenes Gesetz bei Trades besagt, dass immer diejenige Franchise den Trade gewinnt die den besten Spieler erhält. Experten sind sich mehr oder weniger einig, dass Tkachuk noch eine Spur wertvoller ist als Huberdeau und somit der beste Spieler im Trade ist. Darüber hinaus ist Tkachuk doch noch einige Jahre jünger als Huberdeau. Zudem haben die Panthers wohl zur Bedingung gemacht, dass Tkachuk bei ihnen einen langfristigen Vertrag unterzeichnet und dies hat er auch bereits getan. Das Risiko? Tkachuk verletzt sich schwer und dies würde dann mindestens kurzfristig bedeuten, dass die Panthers ohne Huberdeau, ohne Weegar und ohne Tkachuk dastehen.

Hinzu kommen für beide Franchises die Unsicherheiten betreffend Integration der neuen Spieler: Kommen sie mit den neuen Coaches und Mitspielern zurecht? Können sie im vielleicht anderen Spielsystem ihre beste Leistung abrufen? 

Für Spannung ist auf jeden Fall gesorgt. Beiden Franchises will ich für diesen mutigen Trade ein Kränzchen winden!