Erst überragend und jetzt verletzt?

Die Entscheidungen in der ersten Playoffrunde stehen an und im Duell zwischen Colorado und Nashville ist sie sogar bereits gefallen. Wir haben teilweise grossartige Spiele gesehen, ich nenne da stellvertretend für viele die Partie aus der Nacht vom Dienstag auf den Mittwoch zwischen den Toronto Maple Leafs und Tampa. Gibt es bereits Helden, Versager, Dramen?

Schauen wir mal auf die üblichen «Verdächtigen», die Dominatoren in der langen Regular Season mit 82 Spielen. Connor McDavid, er spielte in einer anderen Liga und jetzt in den Playoff? Seine Oilers stehen am Abgrund, er persönlich hat aber mit 9 Punkten aus 5 Spielen die extrem hohen Erwartungen mehr oder weniger erfüllt.

Matthews im Soll

Dasselbe gilt bisher für den 60-Tore-Skorer Auston Matthews, Toronto Maple Leafs, er schaffte in den ersten 5 Spielen 7 Skorerpunkte, auch hier ist das Soll bisher mehr oder weniger erfüllt. Matthews skorte zudem den Gamewinner zum 4-3 im Spiel 5 gegen Tampa. Nicht so gut läuft es Jonathan Huberdeau, Florida Panthers (5 Spiele, 3 Skorerpunkte) und bedingt auch Johnny Gaudreau, Calgary Flames (5 Spiele, 5 Skorerpunkte). Sie konnten die Pace aus der Regular-Season bisher nicht in die Playoff übertragen. So richtig schwach spielen sie aber auch nicht, ich würde sagen bisher leicht enttäuschend.

Makar: 10 Punkte in 4 Spielen

Cale Makar, Roman Josi? Josi ist mit seinen Predators bereits ausgeschieden, er schaffte 2 Skorerpunkte in 4 Spielen und spielte ganz ok, seine Predators waren aber von der Klasse der Avalanche schlicht und einfach überfordert. Die Predators hatten die schwierigste Aufgabe von allen, weil sie sich gegen die Topfavoriten aus Colorado zu messen hatten. Zudem mussten die Predators mit ihrem Goalie Nr. 3, Connor Ingram, die Playoffspiele bestreiten. Bleibt noch Cale Makar, der Superskater von der Colorado Avalanche. 10 Punkte in 4 Spielen, ein unglaublicher Wert und auch er ist, wie Josi, Verteidiger! Ist er der bisherige Playoff-King? «Not so fast». Ich muss die Makar-Punkteproduktion etwas relativieren, weil sie gegen das wohl schwächste Playoffteam mit dem Goalie Nr. 3 zustande kam. Es ist Kritik auf sehr hohem Niveau und vielleicht nicht ganz gerechtfertigt, er möge es mir verzeihen.

Crosby noch immer Weltklasse

Für mich ist der bisherige Playoff-Held der Captain der Pittsburgh Penguins, Altmeister Sidney Crosby. Er schaffte in 4 Spielen 9 Skorerpunkte und dies gegen den womöglich aktuell besten NHL-Goalie, Igor Shestjorkin, von den New York Rangers. Die Linie mit Crosby als Center und den Flügeln Bryan Rust und Jake Guentzel dominiert das bisherige Playoff-Geschehen. Sie ist auch bei Betrachtung der Advanced Stats die dominierendste Sturmreihe der bisherigen Playoffs. Der Kopf, das Herz und die Seele dieser Sturmreihe ist Sidney Crosby, noch immer die No.1-Persönlichkeit im NHL-Eishockey. Der mittlerweile 34- Jährige gehört immer noch zu den Top10 aller Eishockeyspieler auf dieser Welt und jetzt – in der ersten Playoffrunde – performt er besser als alle anderen. Er ist die Nr.1!

Crosby scort, spielt entscheidende Pässe, arbeitet nach hinten genau so gut wie nach vorne und ist dominant bei den Bullies. Die Rangers und deren Welt-Goalie Shestjorkin haben in der Regular-Season die Penguins klar dominiert (3-1-0-Record mit einer Save-Percentage von 96% für Igor Shestjorkin). Diese Rangers wurden in den ersten vier Spielen von den Penguins buchstäblich geraucht und dies ist vor allem das Verdienst der ersten Linie mit Center Crosby.

Aufgrund der erwähnten Regular-Season Direktbegegnungen hat niemand - ausser einige wenige unverbesserliche Penguins-Fans - diese Dominanz der Crosby-Linie vorausgesehen. Bei den meisten Experten galten die Rangers als Favoriten. Pittsburgh darf auch im Spätherbst ihres Produktezyklus nie abgeschrieben werden. Denken wir daran, da gibt es noch Malkin und Letang und wenn dann Malkin auch noch zu scoren beginnt…spätestens dann sind die Penguins wieder in den erlauchten Kreis der potenziellen Stanley Cup Sieger aufgestiegen. 

Das Drama

Im Spiel 5 führen die Penguins im Madison Square Garden 2-0, Crosby wird in einen Zweikampf mit Jacob Trouba verwickelt und am Kopf getroffen. Sichtlich gezeichnet spielt er noch zwei Shifts und verabschiedet sich dann in die Kabine. Die Rangers drehen das Spiel und gewinnen gegen Pittsburgh ohne Crosby 5-3. Sidney Crosby hat eine lange Geschichte mit komplizierten Hirnerschütterungen. Es muss leider Schlimmes befürchtet werden. Ein typisches NHL-Playoffdrama. Bitter für die Pittsburgh Penguins, ganz bitter!

  


Thomas Roost

Thomas Roost ist seit 1996 NHL-Scout für den Central Scouting Service und verfolgt die beste Liga der Welt hautnah.  Für MySports ist Roost als NHL-Experte & Co-Kommentator im Einsatz. In seiner wöchtenlichen Kolumne «Roosts Ramblings» schreibt er über Themen aus der NHL und der grossen Hockey-Welt.

https://www.thomasroost.com I Twitter: @thomasroost