Fiala spielt zu gut – die Sorge um das liebe Geld

Kevin Fiala rundet die hervorragenden Leistungen der meisten unserer Schweizer NHL-Spieler ab. Er hat in dieser Saison den Schritt getan, den viele Experten schon seit geraumer Zeit erwartet haben; Fiala ist jetzt ein NHL-Starspieler, mit 25 Jahren hat er diesen letzten Schritt vollzogen, spät, aber nicht zu spät. Es ist vermutlich kein Zufall, dass vor allem immer wieder Schweizer Athleten vergleichsweise eher spät in der Karriere den letzten Schritt zur Weltspitze tun; doch dies wird Gegenstand einer künftigen Kolumne, bleiben wir für heute bei Kevin Fiala. 

Der «go to guy»

Ja, ich gebe den Kritikern recht, Fiala ist mitunter auch heute noch manchmal ein Aergernis für die Coaches, manchmal will er zu viel und trennt sich zu spät von der Scheibe und ja, im Spiel ohne Scheibe zeigt er noch immer Schwächen. Sein so genannter Reifegrad (maturity) entspricht noch nicht immer ganz einem Spieler mit seiner nun doch schon stolzen NHL-Erfahrung.

Genug kritisiert. Kevin Fiala gehört mit dem Puck aktuell zu den weltbesten Spielern. Wenn er die Scheibe hat, habe ich immer das Gefühl - und mittlerweile sogar die Erwartung - dass etwas Positives geschehen wird. Er ist kreativ, hat weit überdurchschnittliche Skills, schiesst gut und zeigt sich auch in so genannten «Clutch-Situationen», in matchentscheidenen Phasen, als belastbar. Er spielt mit gutem Selbstvertrauen und versteht sich sehr gut mit seinen Linienpartnern Freddy Gaudreau und Matt Boldy. Die Mitspieler anerkennen ihn inzwischen als einen «go to guy» im Team, einer der ganz wenigen Spieler, auf die man setzt, wenn das Team noch ein Tor braucht. In den wichtigen Momenten kann er spezielle Dinge auspacken die nur so genannten «Special Players» vorbehalten sind. 

 

Die Scorerliste von Minnesota, Stand 25.4.2022
Die Scorerliste von Minnesota, Stand 25.4.2022

Das Problem mit dem Vertrag

Das Problem für die Minnesota Wild besteht jetzt darin, dass der Vertrag von Kevin Fiala ausläuft und er durch seine Leistungen locker in die 7-9 Mio-Sphäre aufgestiegen ist, und dies kann sich Minnesota wegen Cap-Problemen nicht leisten. Sie haben erst kürzlich die Verträge mit Greenway, Merrill und Goligoski verlängert und Tyson Jost in einem Trade erstanden, zudem stehen sie auch noch mit einer cap-technischen «Strafzahlung» zu Buche, weil sie die Verträge von Ryan Suter und Zach Parise ausgekauft haben. Der langen Worte kurzer Sinn: Sie haben ein Problem und dieses Problem heisst «Vertragsverlängerung mit Kevin Fiala».

Eine Möglichkeit wäre es, den verletzungsanfälligen Verteidiger Matt Dumba wegzutraden, aber Dumba ist ein allseits respektierter Leader im Team und ein «GM-Darling». Ich sehe oberflächlich betrachtet keine besonders vorteilhafte Variante zur Lösung dieses Problems und möchte diesbezüglich nicht in der Haut von Bill Guerin, dem GM, stecken. Wir dürfen sehr gespannt sein, in welche Richtung sich diese verzwickte Situation entwickelt. Vorerst freuen wir uns aber auf die NHL-Playoffs mit einem Kevin Fiala in Topform! 

  


Thomas Roost

Thomas Roost ist seit 1996 NHL-Scout für den Central Scouting Service und verfolgt die beste Liga der Welt hautnah.  Für MySports ist Roost als NHL-Experte & Co-Kommentator im Einsatz. In seiner wöchtenlichen Kolumne «Roosts Ramblings» schreibt er über Themen aus der NHL und der grossen Hockey-Welt.

https://www.thomasroost.com I Twitter: @thomasroost