Text von Thomas Roost, Header-Foto: zvg/nhl
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Nach dem Hochgenuss der ersten beiden Spiele Kanada vs Schweden (4-3 n.V.) und USA vs Finnland (6-1) steigt in mir Unverständnis, ja sogar latent Wut und Traurigkeit in meiner Eishockeyseele hoch! Wie war es möglich, dass uns die Entscheidungsträger jahrelang das beste Eishockey vorenthalten konnten?
Ja, es ist auch in diesem Turnier nicht ganz das beste Eishockey, denn Russland und Tschechien fehlen und aus der Vogelperspektive fehlen auch die Slowakei, die Schweiz und Deutschland; aber immerhin, CAN, USA, FIN und SWE, alle mit den bestmöglichen NHL-Cracks. Die beiden ersten Spiele waren so was von hochklassig, gepaart mit der epischen Overtime-Dramatik im Spiel zwischen Kanada und Schweden. Die NHL-Superstars haben geliefert. Keine Spur von All-Star-Game-Gemütlichkeit. Es ist spürbar, wie gerne und wie leidenschaftlich die Superstars ihr Land vertreten; es sind Höhepunkte im Eishockeyleben der Tkachuks und von Matthews; im Eishockeyleben von Dahlin, Forsberg, Karlsson, Pettersson, Barkov und Rantanen. Und es sind Höhepunkte im Eishockeyleben von McDavid, MacKinnon, und Makar. Last but not least: Es ist ein bis in jede Faser spürbarer Höhepunkt im Eishockeyleben des Sidney Crosby, dessen Teilnahme aufgrund einer Verletzung bis zuletzt fraglich war.
Foto: Auston Matthews
Credits: zvg/nhl
Sidney Crosby, das im «big picture» noch immer wirkungsvollste Aushängeschild im Welteishockey (Qualität, Persönlichkeit, Ausstrahlung) hat die Antwort auf dem Eis gegeben. Er war mit drei Assists die ganz grosse Figur im Spiel eins gegen Schweden. McDavid, Makar und MacKinnon haben mit «Flashes» brilliert und uns alle von den Sitzen gerissen. Produziert hat aber der Altmeister, «the one and only» Sidney Crosby.
Kanada vs Schweden war gespickt von hochkarätigsten Szenen auf beiden Seiten. Die Schweden mit ihrem hoch entwickelten Skill-Level, die Kanadier, die in dieser Disziplin den Tre-Kronors nur unwesentlich unterlegen waren, mit ihrer unnachahmlichen Dynamik und Intensität. Sie haben das Spiel letztlich verdient gewonnen, obwohl es in der dramatischen Overtime auf beide Seiten hätte kippen können.
Foto: Connor McDavid
Credits: zvg/nhl
Die USA, die im Spiel gegen Finnland angedeutet haben, wieso sie auch ohne Quinn Hughes mein knapper Turnierfavorit sind. Die durch Verletzungen arg dezimierten Finnen haben lange Zeit hervorragend dagegengehalten, das brutale Resultat kam erst im letzten Drittel zustande und darf in dieser Höhe nicht überbewertet werden.
Auf der Goalie-Position habe ich am ehesten Überraschungen erwartet, weil man in einem kurzen Turnier nie so ganz weiss, welche Goalie-Leistungen auch von den «Topshots» erwartet werden können. Die Überraschungen sind aber in den ersten zwei Spielen ausgeblieben. Der Kanadier Binnington zeigte wie erwartet eine mittelmäßige, durchschnittliche Leistung. Der Finne Juuse Saros, grundsätzlich ein Hochkaräter, bestätigte seine bisher in dieser Saison gezeigten durchzogenen Leistungen und wackelte auch gegen die USA.
Apropos USA: Connor Helleybuck, der von vielen Experten als der aktuell beste Goalie der Welt beurteilt wird, bestätigte gegen die Finnen seine Qualität. Er zeigte eine exzellente Partie und falls er diesen Standard im gesamten Turnier halten kann, dann haben die USA gegenüber Kanada den erwarteten Goalie-Bonus, der am Ende das Zünglein an der Waage sein kann.
Oder mache ich die Rechnung ohne Sidney Crosby? Wir werden sehen, ich freue mich riesig auf die weiteren Spiele. Kanada vs USA? Ein Knaller der Superlative!
![]() | Thomas Roost ist seit 1996 NHL-Scout für den Central Scouting Service und verfolgt die beste Liga der Welt hautnah. |