Chapeau! Diese National League Clubs liefern ab

Nach dem ersten Saisonviertel liefern die Lakers, Kloten, die SCL Tigers und Ambri unerwartet starke Leistungen ab. Die Lakers überzeugen mit stabiler Defensive und starkem Goalie-Duo, während Kloten und die Tigers durch frischen Kampfgeist und gezielte Neuverpflichtungen punkten. Ambri glänzt mit emotionalen Spielen und profitiert vom Star-Comeback Kubaliks, der dem Team zu einem beeindruckenden Start verhilft.


 

Die Einschätzung der Teams vor der Saison ist immer so eine Sache und natürlich oft subjektiv geprägt. Nun nach etwas mehr als einem Viertel der Spiele versuche ich die Teams mit dem zu vergleichen, was ich von ihnen erwartet habe und das herauszuheben, was mir aufgefallen ist. Es gibt mit den Lakers, Kloten, den SCL Tigers und Ambri vier Teams, die erfreulicherweise über dem Soll dastehen und sehr viel, in diesem Ausmass nicht unbedingt erwartbare Freude bereiten.

Lakers im Sonnenlicht umgeben von blühenden Rosen

Logo SCRJ Lakers

Es gab viel Ungewisses, viel Neues am Obersee. Wie der Club und das Team damit bisher umgehen und was sie für Leistungen und Resultate abliefern ist sehr positiv. Die «Respektablen» werden immer respektabler und schreiben bisher eine nicht unbedingt erwartete tolle Geschichte 

Der Start – er war in meinen Augen gerade für die Lakers sehr wichtig – ist absolut gelungen. Wer schon mal die zwei Startspiele und aus den ersten acht Spielen deren sechs gewinnt, dem wachsen Flügel und der reiht sich mal weit vorne in der Tabelle ein.
Die Resultate stimmen also bislang und generieren viel Freude. Wie sieht es mit der Spielweise aus? Die Grunddisziplin ist das Spiel fünf gegen fünf. Man kann das auf zwei Arten betrachten: analytisch (also qualitativ ) und real (also quantitativ). Die Lakers sehen dabei aktuell quantitativ besser aus, als qualitativ, dh die Scores sehen etwas besser aus, als es der Realität entspricht. 
Man kann das Score mit fünf gegen fünf trotz den analytisch messbaren und nicht immer positiven Spielverläufen knapp ausgeglichen halten und steht dabei etwas besser da, als auf Grund der Spielverläufe zu erwarten wäre. Besonders defensiv vermag man einiges mehr zu vereiteln, als zu erwarten wäre. Ich komme darauf zurück.

In Normalfall braucht ein Team mit solchen Leistungen dann herausragende Specialteams, also ein funktionierendes Über- und Unterzahlspiel. Haben die Lakers das? In Überzahl ist man im Ligavergleich in der hinteren Tabellenhälfte zu finden, aber etwas effizienter als es zu erwarten wäre – das hilft, wird aber wohl nicht immer so sein. In Unterzahl hingegen gehört man in dieser Sparte zu den Top 6. Zusammenfassend kann man also sagen, dass es für die Lakers ideal läuft. Das ist nicht schmälernd, sondern ganz nüchtern analysiert. Wen kümmerts? Was man hat, das hat man und das ist nicht wenig!

Wo liegen die Gründe? Ich beginne zu hinterst. Melvin Nyffeler ist über Jahre als unangefochtene Nummer 1 im Tor gestanden und hat seine Sache sehr gut gemacht. Trotzdem sorgte man mit Punnenovs für Konkurrenz. Eine spannende Frage war also, mit welcher Einsatzstrategie man in die Saison stieg und wer seine Chancen wie gut nutzte. Die Einsätze entsprechen wohl eher einer «1a & 1b» denn einer 1&2»-Strategie. Statistisch hat Punnenovs die Nase leicht vorne und das holt Nyffeler aus der Reserve. Wollte man das bewirken? Ich kenne die Antwort nicht, stelle aber fest, dass das Tor gut gehütet ist – auch für den Fall, dass mal einer ausfallen würde. Sicher ein wichtiger Grund für den guten Start.

Damit der Torhüter gut spielt, brauchts auch eine solide Verteidigung. Mit Holm, Larsson und Djuse wäre gar ein ausländisches Trio nominierbar. Wäre…da hat aber die Verletzungshexe den Plänen einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht: Larsson und Djuse fehlten oft, zudem fiel auch Jelovac aus…umso wichtiger die Goalies und umso erstaunlicher, dass man defensiv eben viel zu vereiteln vermag. Mit der Verpflichtung des bereits 8.(!) Ausländers – Bob Nardella – ist man sich offenbar bewusst, dass diese Pace nur gehalten werden kann, wenn man auch personell dafür gerüstet ist.

In der Offensive spricht kaum mehr jemand von Cervenka. Das spricht absolut nicht gegen Cervenka aber umso mehr für das Team! Das war so nicht zu erwarten. Man behält ihn als Weltklassespieler gerne in Erinnerung, aber auf dem Eis wurde er rasch vergessen gemacht. Die Ausländer – vorallem der genesene Jensen, Strömwall und Rückkehrer Aaberg– sowie der sehr wichtige und vorzeitig verlängerte Moy sowie der wertvolle Gian Marco Wetter richten es mehrheitlich. Wahrlich viel Sonnenschein bei den Lakers zur Zeit!

Kloten oder was man mit kleineren Brötchen backen kann

Logo EHC Kloten

Die grösste Überraschung im Vergleich zu den Prognosen bildet der EHC Kloten. Das Team tritt erfrischend auf, frech, mutig und erstaunlich gefestigt. Die neuen Ausländer erfüllen alle Erwartungen, man hat zwei starke Goalies und ein Coaching Team, das daraus das Optimum herausholt. Die Lethargie der Vorsaison scheint wie weggeblasen. Was man bisher servierte, sind eher Luxemburgerli denn erwartet kleine und harte Brötchen.

Fünf Spiele, 11 Punkte, in jedem Spiel gepunktet – hätte jemand vor der Saison darauf gewettet, er wäre reich ! Wer nach den nächsten fünf Spielen mit nur noch 3 Punkten (und vier Niederlagen) darauf gewettet hätte, dass nun der Einbruch folge, hätte viel Geld verloren, denn es folgte wieder eine Serie mit 3 Siegen in vier Spielen. Das macht Freude.

Ich glaube aber, dass die Art und Weise der Auftritte noch mehr Spass macht – zumindest mir.
Bereits die Vorsaison gelang erfreulich gut – was das auch immer zu bedeuten hat ( Ajoie lässt grüssen…). Im Fall von Kloten bewirkte es aber viel Vertrauen und ein gestärktes Selbst-bewusstsein. So gelang eben der Start mit hervorragenden und erfrischenden Leistungen hervorragend. Der «Königstransfer» war derjenige von Ludovic Waeber. Erstens hat er sehr gut gehalten – wie übrigens auch Zurkirchen – und zweitens wurde eine Ausländerlizenz für Feldspieler frei.

Das war bitter nötig und richtig, denn mit den neuen und bislang überzeugenden Ausländern Grégoire und Niku anstelle des letztjährigen Nonvaleurs Beaulieu wurde in Konsequenz die Verteidigung deutlich verstärkt. Die Verpflichtung von Bernd Wolf erweist sich als weitere richtige Personalentscheidung. Das defensive Fundament scheint mir der Hauptgrund für die Steigerung zu sein. 

Der neue Sportchef hat dann mit Daniel Audette einen weiteren Move gemacht, der sich bislang auszahlte. Erstens spielt er sehr inspiriert und aktiv und zweites hat er seine Linienkollegen Aaltonen und Ojamäki aus ihrer letztjährigen Lethargie wachgeküsst. Dieses Trio trägt enorm viel Offensivverantwortung. Dass das Trio das kann, hat es in der Saison 21/22 in der KHL eindrücklich bewiesen. Mit den Zuzügen von Reto Schäppi und Nolan Diem entstand eine solide Breite auf der wichtigen Centerposition. 

Der Sportchef Schödler hat mit dem was er hat das punkto Kader herausgeholt, was möglich war oder noch einiges mehr! Diese Voraussetzungen alleine garantieren aber nichts. Es brauch dann noch die richtigen Dirigenten. Lauri Marjamäki hat sofort den Ton und die Spielweise gefunden, die in Kloten passt. Dass er die Liga nicht kannte, wurde mit den beiden Assistenten Winkler und Rintanen perfekt aufgefangen. Kloten – bislang ein erfreulicher Lichtblick in der Liga.

SCL Tigers in Aufbruchsstimmung und mit Ambitionen

Eine überragende Vorsaison, die Eröffnung des Bijou Campus, gelebte und umgesetzte Heimstärke und ein alles überragender Goalie Charlin führten im Emmental bislang zu einem goldenen Herbst. Die sprichwörtliche Demut, das konsequente Verfolgen des eigenen Weges, sowie die Leistungen und Resultate sind ein oller Lichtblick des ersten Viertels der Regular Season.

Dass man sich im Emmental bei weitem nicht das leisten kann wie an vielen anderen Orten zwingt zu Demut, einer klaren Strategie auf und neben dem Eis und passenden Personalentscheiden. All das stimmt. Der Reihe nach. Der Verwaltungsrat unter der charismatischen Führung von Peter Jakob gibt den Weg vor – bodenständig, visionär, vernünftig und konsequent. Was in Langnau mit dem Campus verwirklicht wurde, spricht Bände. Der Campus ist die Werkzeugkiste für die dazu passendende und eingeschlagene Strategie der Ausbildung. Mit dem was man hat und haben kann das Richtige und Bestmögliche machen, das wiederspiegelt sich auch in der Art und Weise wie das Team auf dem Eis auftritt. Einsatz, Wille und Kampf – die Grundtugenden – stimmen. Das will man im Emmental sehen, das Publikum dankts und entsprechend ist die Heimstärke ein Trumpf der Tiger. Es gehört auch dazu, eine Spielweise zu entwickeln, die zum Kader passt. 

Tore verhindern ist viel einfacher als Tore zu erzielen. Das Verhindern ist eine Frage des Willens, der Aufopferung, der Akzeptanz der Rollen, der gesunden Selbsteinschätzung und der Taktik. Langnau spielt defensiv zu Beginn der Saison gut und der alles überragende und bislang beste Goalie Stéphane Charlin und sein Vertreter Boltshauser veredeln dieses Werk bislang herausragend. Langnau hat erst zweimal mehr als drei Tore pro Spiel zugelassen – diese Basis gibt dem Team Abend für Abend die Chance zu punkten. Man setzt also auch taktisch auf die richtigen und passenden Karten. Die zuletzt lang und länger gewordene Verletztenliste macht die Aufgabe der Tigers nicht leichter. Mit Michal Kristof sah man sich gezwungen auf dem Ausländermarkt aktiv zu werden, um den guten Start nicht zu gefähreden.

Wenn Langnau eine Schwäche hat, dann das Scoren: vier Spiele ohne Torerfolg, zwei mit einem und vier mit zwei Toren machen es unheimlich schwierig Punkte zu holen. Trotzdem gelang es ab und zu, was eben auch aufzeigt, wie enorm zentral die Defensive und die Torhüterleistungen sind. «Ernten was man kann und das so lange wie möglich» - der Appetit ist angeregt, die Gegner sind gewarnt.

Drama pur, Emotionen und Der Kubalik-Schub lassen Ambri fliegen

Ein erstes Ausrufezeichen setzte Ambri vor dem ersten Puckeinwurf. Superstar Kubalik ist zurück und das treibt die Erwartungen, die Hoffnungen und die Emotionen hoch. Das Team tritt schwungvoll auf, mit der gewohnten Arbeitsmoral. Ein erster Derby Sieg so wie Aufholjagden, späte Ausgleiche oder Siege in der Verlängerung oder im Penaltyschiessen verleihen enormen Schub. Ein sehr gelungener Start für die Bianco Blù mit viel Dramatik.

Mit Verwundern oder Begeisterung, je nachdem aus welcher Optik, wurde zur Kenntnis genommen, dass Ambri schon kurz vor dem Start auf dem Markt zwei «Siege» errungen hat. Mit Curran wurde ein Verteidiger verpflichtet, der bislang für das Teamgefüge auf dem Eis sehr wertvoll war. Den grossen Wow-Effekt löste aber die Rückkehr von Kubalik aus! Wie sich zeigte, war das zwei echte Verstärkungen, entsprechend gut gelang der Start. In den ersten zehn Spielen punktete das Team neun mal und erfreute mit der gewohnten Leidenschaft und sehr gut strukturiertem Spiel. Dass man dabei sechs Mal in die Überzeit musste und da teilweise spektakulär die Zusatzpunkte holte, passt perfekt zur emotionalen Ambri-Story dieses Frühherbstes. Dass nach diesen zehn Spielen mit der schwindenden Sonne in der Leventina, auch der Punktesegen etwas kleiner wurde passt eben auch zur Story der Biancoblù, ändert aber nichts daran, dass Ambris Start besser als erwartet war.

Nebst den Resultaten, Transfererfolgen und hochemotionalen Siegen ist es erfreulich zu sehen, wie junge Spieler wie DeLuca, Landry, Müller, Pezzullo, Terraneo Schritt für Schritt in grössere Rollen hineinwachsen. Was verrückt anmutet, ist der Umstand, dass das «arme» Ambri sich aktuell acht (!) Ausländer leistet. Dass dabei die Spät-Transfers Curran/Kubalik neben den beiden starken Verteidigern Heed und Virtanen bislang zu den Besten gehören, kreiert eine knifflige Situation. Ang, Maillet, Lilja und phasenweise auch Juvonen, überzeugt weniger bis gar nicht, aber sie besitzen alle einen Vertrag für die ganze Saison, während Curran nur bis zur Novemberpause verpflichtet wurde und Kubalik bis Mitte Dezember jederzeit in die NHL zurückkehren könnte. Es darf mit Interesse verfolgt werden, wie Ambri diese möglicherweise auch sehr kostspielige Situation meistern wird.