Das sind die Sieger und Verlierer der NHL Trade-Deadline

Text von Thomas Roost, Header-Fotos: zvg/nhl

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Die grossen Sieger in diesen hektischen Tagen, Nächten und letzten Stunden sind für mich die Dallas Stars. Ihnen ist es gelungen, einen der besten NHL-Forwards, Mikko Rantanen, in einem Trade von den Carolina Hurricanes zu ergattern und ganz wichtig, ihn auch gleichzeitig langfristig unter Vertrag nehmen zu können; dies für 8 Jahre und insgesamt $96 Mio. Ein wahrscheinlicher Volltreffer für den Cup-Contender Dallas Stars. Vielleicht kann man ja schon bald den Stanley Cup zusammen mit Lian Bichsel in der Region Olten bewundern ;-) Gleichzeitig schon fast eine Tragödie für die grundsätzlich extrem gut geführten Carolina Hurricanes, deren hoch intelligenter GM, Eric Tulsky, beim erst vor sechs Wochen abgewickelten Trade von Rantanen von den Colorado Avalanche zu den besagten Hurricanes – im Abtausch mit Martin Necas - «all in» gegangen ist. Im Interview hat er gestanden, dass wenn es ihm nicht gelingt, Rantanen langfristig unter Vertrag nehmen zu können, dann habe er diesen Trade klar verloren… und es ist ihm nicht gelungen, Rantanen zu überzeugen. Bevor ihm nach der Tradedeadline alle Felle davonschwammen – Rantanen wäre im Sommer «unrestricted free agent» geworden und die Hurricanes hätten ihn ohne jeglichen Gegenwert ziehen lassen müssen, hat Tulsky noch die Notbremse gezogen und immerhin mit Logan Stankoven und einigen Draftpicks von den Dallas Stars einen ok Gegenwert erhalten. Rantanen ist aber zweifellos der bessere Spieler als Stankoven. Die Gründe, warum Rantanen Dallas Carolina vorgezogen hat sind offiziell nicht bekannt. In Carolina hatte er seinen Buddy aus Juniorenzeiten, Sebastian Aho, an seiner Seite. In Dallas winken ihm aber gemeinsame Zeiten mit Roope Hintz und Miro Heiskanen. In beiden Franchises hätte Rantanen die realistische Chance gehabt, den Stanley Cup zu gewinnen, aber vertiefende Analysen haben auch aus sportlicher Sicht nach Texas gedeutet. Rantanen kam im Spielsystem der Hurricanes nicht so ganz zur Geltung wie seinerzeit in Colorado und exakt die Spielweise bei den Dallas Stars mit dem Spielstil von z.B. seinem finnischen Kumpel Roope Hintz scheint gemäss Analysen dem Stärkeprofil von Rantanen viel besser entgegenzukommen als die entsprechende Ausgangslage bei den Carolina Hurricanes. 

Mikko Rantanen

Foto: Mikko Rantanen
Credits: zvg/nhl

Weitere Gewinner der Deadline

Weitere Gewinner der Tradedeadline: Die Florida Panthers, die sich die Dienste des Chicago No.1-Defenders Seth Jones und der Boston Bruins Legende Brad Marchand sichern konnten. Damit festigen sie ihren Status als erneuter Contender für den Cup.

Auch Ottawa und die Tampa Bay Lightning haben aufgerüstet. Tampa eher im Bereich der Vertiefungsspieler und Ottawa freut sich auf Dylan Cozens, der gross gewachsene, kräftige und noch immer junge Center bringt viel Potenzial mit in die Hauptstadt Kanadas. Die Buffalo Sabres erhalten im Gegenzug den in der Mannschaft vor allem bei Tkachuk und  Stützle sehr beliebten Josh Norris, ebenfalls ein wirklich guter Spieler, aber ziemlich verletzungsanfällig. 

Brad Marchand

Foto: Brad Marchand
Credits: zvg/nhl

Die Verlierer der Trade-Deadline

Zu den Verlierern gehören neben den bereits erwähnten Carolina Hurricanes vor allem die Vancouver Canucks und die Winnipeg Jets. Die Jets sind so nahe am grossen Erfolg wie noch nie, so dass erwartet wurde, dass sie versuchen werden, ihr erfolgreiches Kader noch zu veredeln, aber nichts ist passiert. Ebenso nichts passiert ist bei den von Unruhen geplagten Vancouver Canucks. Mit grossem Getöse wurde J.T. Miller zu den Rangers getradet – Miller und Elias Pettersson konnten sich nicht leiden, so dass das Management nicht darum herumgekommen ist, sich mindestens von einem der beiden zu trennen. Die Wahl viel auf J.T. Miller mit der Erwartung, dass dadurch Pettersson aus seinem Dornröschenschlaf erwacht und zu alter Form aufläuft. Diese Erwartung wurde aber bisher schwer enttäuscht. Der hoch bezahlte Pettersson (11.6 Mio p.a.) bringt schon seit geraumer Zeit kein Bein vors andere und dies hat zum Leidwesen der Canucks offensichtlich auch kaum was mit der Fehde mit J.T. Miller zu tun, denn seit seinem Abgang spielt er fast noch schwächer und auch am 4-Nations-Turnier mit Schweden ist er völlig abgetaucht. Ein Rätsel und darum wurde auch erwartet, dass die Canucks entsprechend aktiv an der Tradefront sein werden, aber dem war nicht so, oder zumindest waren sie nicht erfolgreich.

 

Thomas Roost ist seit 1996 NHL-Scout für den Central Scouting Service und verfolgt die beste Liga der Welt hautnah.
Für MySports ist Roost als NHL-Experte & Co-Kommentator im Einsatz.
In seiner wöchentlichen Kolumne «Roosts Ramblings» schreibt er über Themen aus der NHL und der grossen Hockey-Welt.

https://www.thomasroost.com I X: @thomasroost