In der Traumfabrik Fribourg hofft man nach einem frühen Playoff-Aus trotz hoher Ambitionen auf eine bessere Zukunft unter Zenhäusern und Emond, die das Doppelmandat von Dubé übernehmen. Davos möchte sich unter Josh Holden weiterentwickeln und nach dem Spengler Cup-Erfolg in die Top 4 vorstossen. Die SCL Tigers streben nach der Inbetriebnahme der neuen Infrastruktur eine Playoff-Qualifikation an und setzen grosse Hoffnungen auf die kommende Saison.
Mit Bykov und Jörg wurden zwei zuverlässige Spieler nicht mehr weiterbeschäftigt. Das Kader wurde quantitativ breiter mit dem Zuzug aus Lugano von Jeremi Gerber und mit Santiago Näf vom SC Bern, sowie den Jungen «Einheimischen» Jan Dorthe (18), Kevin Etter (21), Kevin Nicolet (21) und Julien Rod (19). Für eine qualitativ hochwertige Verbreiterung sorgt der Zuzug des Offensivverteidigers Yannick Rathgeb. Die Besetzung im Tor bilden weiterhin Berra und Rüegger, während weiterhin auch Loic Galley(22) zur Verfügung stehen kann. Im Bereich der Ausländer geniesst das letztjährige, sehr starke aber letztlich wohl etwas überforcierte Sextett Borgmann, Gunderson, DiDomenico, DeLaRose, Sörensen und Wallmark weiterhin das Vertrauen. Es stellt sich wohl die Frage, ob in Anbetracht der anstehenden Dreifachbelastung National League, Champions Hockey League und Spengler Cup diese Fraktion noch erweitert wird.
Die grösste Neuerung in Fribourg aber ereignete sich neben dem Eis! Startete Christian Dubé vor Jahresfrist als sportlich allmächtiger GM & Headcoach in die Saison, war bald einmal klar, dass er künftig nur noch als Coach amten würde. Der Donnerschlag folgte dann im Mai, als er sogar diese Funktion auch noch verlor. Er wurde zuerst als GM ersetzt durch Gerd Zenhäusern und dann als Coach kurzfristig für ein Jahr durch Patrick Emond und dann aber der Saison 2025/2026 durch den renommierten Roger Rönnberg, dem aktuellen Coach von Göteborg. Das sind klare Zeichen dafür, dass man in Fribourg ein neues Zeitalter einleiten will.
Fribourgs Team kommt immer mehr in die Jahre, denn über 10 (!) Spieler sind älter als dreissig Jahre – ein Umbruch ist absehbar und muss eingeleitet werden. Die Kaderverbreiterung im Vergleich zum Vorjahr besteht auch deswegen weitgehend aus jüngeren Spielern. Schaffen Gerber und Näf den Durchbruch zu Stammspielern oder sind es gar die ganz Jungen Rod und Dorthe oder die drei bereits etwas älteren «Einheimischen» Etter, Nicolet und Galley? Eventuell wird Headcoach Emond-bekannt als Nachwuchsförderer-im eigenen U20-Kader fündig ?
Mit Blick in die mittelfristige Zukunft des Teams müssten ein paar dieser Spieler den Sprung zum Stammspieler zwingend schaffen. An Spielgelegenheiten sollte es nicht mangeln, denn wer an drei Wettbewerben teilnimmt, muss die Kräfte optimal verteilen. Was Fribourg wohl schmerzt, ist der Umstand, dass der 17-jährige Verteidiger Basile Sansonnens seine Perspektiven in Lausanne besser einstufte und den Club wechselte.
Es dürfte dennoch nicht überraschen, wenn Fribourg sich auf dem inländischen Transfermarkt im Hinblick auf die Zukunft aktiv und potent bewegen würde.
Der Kern des Teams (Berra, Diaz, Rathgeb, Bertschy, Schmid, Mottet, Walser, Sprunger plus die erwähnten Ausländer ) hat sehr viel Qualität. Bleibt der Kern von Verletzungen verschont, kann das Team unter diesen Voraussetzungen weiterhin in den Top vier der Liga mitspielen. Emond wird aber die Belastung sehr geschickt angehen müssen, denn gerade die Dreifachbelastung (NL, Spengler Cup und Champions Hockey League!) bedeutet eine echte Herausforderung. Das Kader ist zwar breiter geworden, aber ein Grossteil der Ergänzungsspieler hat sich auf höchstem Level bis jetzt noch nicht durchsetzen können. Die Beispiele Servettes, Biels und der Lakers aus dem Vorjahr haben deutlich gezeigt, dass diese Hochbelastung echt schwierig zu meistern ist.
Das Coaching-Modell zuerst einen «Platzhalter» für eine Saison einzusetzen ist ebenso unüblich wie interessant. Man stelle sich vor, dass es unter Emond zum besten Jahr ever wird. Dann ist der neue Coach ab 25/26 bereits mächtig unter (Erwartungs-) Druck. Oder im andern Fall eines sportlichen Rückschritts gegenüber dem Vorjahr ist die «lame duck» (lahme Ente) Gefahr nicht unerheblich…Es wird hochspannend sein, wie sich dieser Managemententscheid in der Praxis auswirken wird. Mit Yves Sarault wurde zudem ein neuer Assistent engagiert, der das Schweizer Eishockey bestens kennt und der rein von seinem frankokanadischen Hintergrund her gut zu Emond passt.
Aus all diesen Gründen hat Fribourg das Zeug, sich wieder in den Top 4 vorzufinden. Der Traum vom Titel lebt ungehindert weiter. Aber in Anbetracht der extremen Ausgeglichenheit und der vielen neuen Umstände können ein paar wenige Ungereimtheiten schnell dazu führen, dass man sich nicht dort wiederfindet, wo man sich gerne sehen würde. Der Grat ist schmal. Von Rang 3 bis zu den Play Ins scheint vieles möglich.
Davos wird im Tor Gilles Senn mit Luca Hollenstein ersetzen und verfügt somit über ein bewährtes Torhüterduo. Man darf gespannt sein auf Hollenstein, der sich versucht nach Genoni an einem weiteren «Titan» vorbeizukommen. Für ihn dürfte die Zeit in Davos daher recht wegweisend werden, ob er im Markt als eine Nummer eins oder eben halt als edle Nummer 2 wahrgenommen wird. In der Verteidigung hinterlässt der Angang nach Schweden von Dominik Egli eine Lücke, die nicht eins zu eins geschlossen werden konnte. Im Gegenzug ersetzt mit Julius Honka ein (zu?) offensiver Mann den letztes Jahr eher unauffälligen Näkyvä und mit Nico Gross kehrt ein Bündner vom EVZ zurück. Der Routinier Noah Schneeberger – der grosse Pechvogel des letzten Jahres – hat nach seinem Autounfall den Anschluss nicht mehr geschafft und erhielt keinen Vertrag mehr.
Die Verteidigung ist gut besetzt aber weist damit eine andere Chemie auf. In der Offensive werden Bristedt (der filigrane Tempobolzer) und Denis Rasmussen (der Stabilitätsspieler) mit dem Kanadier Adam Tambellini und dem Schweden Simon Ryfors ersetzt. Sowohl der Mittelstürmer Tambellini als auch der polyvalent einsetzbare Ryfors schafften den Durchbruch in Nordamerika nie, sind aber Spieler, die in den letzten Jahren Rögle zum Spitzenteam in Schweden werden liessen und als schwedische Vizemeister nach Davos kommen. In der Offensive wird die Schweizer Fraktion ergänzt durch den Rückkehrer Tino Kessler, der sich in vier Jahren bei Biel zu einem sehr torgefährlichen Stürmer entwickelt hat.
Wie sieht es mit jungen Potentialspielern aus? Mit Yanik Lichtensteiger (2005) hat man ein hoffnungsvolles Verteidigertalent erstmals mit einem Profivertrag ausgestattet. Bereits letztes Jahr kamen mit Rico Gredig (2005), Julian Parré (2003) und Gian Marco Hammerer (2002) drei junge Spieler zu ersten Handküssen. Auf der Kaderliste tauchen mit Gian Leipold (2005), dem polyvalenten Joel Blaser (2005) und mit den drei 2007-ern Niklas Aebli, Lars Steiner und Guus Van der Kaaij weitere junge, noch ungeschliffene Talente auf. In Davos aber hofft man, dass sie alle einen positiven Entwicklungsschub durchlaufen und Freude machen werden. Im Idealfall stehen also die dereinstigen Nachfolger für die beiden im Herbst ihrer Karriere stehenden Ambühl und Wieser bereits in den Startlöchern.
Neben dem Eis bleibt alles beim Alten und der unter Holden eingeschlagene Weg soll nun konstant zu einer Weiterentwicklung führen, indem die Top 6 avisiert werden und man in den Playoffs nach zweijährigem Unterbruch wieder einmal länger vertreten sein soll, als «nur» im Viertelfinal.
Das Gesicht der Mannschaft hat sich wie beschrieben etwas verändert, die DNA des Davoser Spiels aber ist geblieben und wird im zweiten Jahr unter Holdens Philosophie gefestigt. Die Leistungen und die Integration der drei neuen Ausländer wird von nicht zu unterschätzender Wichtigkeit sein, sollen die Ziele erreicht werden. Der Stamm bestehend aus den bisherigen Imports Dahlbeck, Nordström und dem Neo-Weltmeister Stransky, dem soliden Torhüterduo und der starken Schweizer Fraktion (Ambühl, Corvi, Fora, Jung, Nussbaumer, Chris Egli, Simon Knak, Yannik Frehner und Tino Kessler) ist aber so oder so stark aufgestellt.
Den Bündnern können übermässige Verletzungen oder andere Teams, die über sich hinauswachsen (was es in dieser Liga immer wieder gab in den letzten Jahren!) den Platz unter den Top 6 streitig machen. Zudem muss zuerst aufs Eis gebracht werden, was das Kader verspricht. Die Konkurrenz für die Top 6 ist gross und Garantien gibt es auch für dieses Kader nicht. Ein Rang vier ist im Best Case ebenso möglich, wie im weniger guten Fall das Verpassen der Top 6. Um eine Einschätzung zu machen, ob die Playoff-Reise wieder einmal länger dauern wird, ist es zu früh. Auf dem Papier zumindest ist das denkbar.
Bei den Tigers ist einiges in Bewegung. Der eingangs erwähnte Bezug der neuen Infrastruktur steht an erster Stelle. Das bringt zwar nicht direkt Punkte, aber einen Motivationsschub und damit neue Argumente in der künftigen Kaderplanung allemal! Die Emmentaler hatten den Schein der beiden letzten Tabellenplätze nie im Nacken und waren letztes Jahr sehr lange im Rennen um die Play In-Qualifikation. Sie verpassten dieses Ziel äusserst knapp. Nährt ein Blick auf das Kader 24/25 neue Hoffnung? Ja, aber garantiert ist nichts. Im Tor gehörten Boltshauser und Charlin zu den grossen Stützen und werden das auch in der neuen Saison sein. In der Verteidigung ersetzen Phil Baltisberger und Claude-Curdin Paschoud, Myro Zryd und Sebastian Schilt wohl gleichwertig. Zusammen mit den bewährten Cadonau, Erni, den Stammkräften gereiften Guggenheim, Zanetti und Noah Meier, sowie den beiden Finnen Riikola und Saarijärvi ist man solid aufgestellt. Die beiden Rookies Jonas Schwab (2004) und Tim Mathys (2004) sorgen für zusätzliche Breite und setzen sich erste Einsätze – eventuell via dem neuen Partnerteam EHC Chur – zum Ziel.
In der Offensive stossen mit Joshua Fahrni und Dario Allenspach zwei junge Spieler zu den Tigers, die sich in ihrer Entwicklung in Bern und Zug eher blockiert fühlten, nun mehr Verantwortung suchen und dem Sturm neue Perspektiven geben wollen. Sie ersetzen Nolan Diem und Keijo Weibel, die beide nach Kloten abwanderten. Talentmässig ist das eher als ein Upgrade einzustufen. Die Tigers haben sich seit ein paar Jahren nach mehr Schweizer Toren gesehnt. Mit Julian Schmutz schlug ein letztjähriger Transfer diesbezüglich voll ein. Wenn die beiden Zuzüge ähnlich performen, dann machen die Tigers einen gewichtigen Schritt vorwärts. Spieler wie die Lizenzschweizer Darels Dukurs (2003), der Chicago Draft Jiri Felcman (2005), Oskars Lapinskis (2002), sowie Patrick Petrini (2001) und Joel Salzgeber (2001) sollten im Idealfall Julian Schmutz, Dario Rohrbach, Mathias Rossi und den Ausländern (Malone, Saarela, Pesonen und Mäenalanen) einen Teil der Scoring-Verantwortung abnehmen und damit das Team stärker machen können. Vielleicht trägt sogar der junge Timo Jenni (2004) auch schon seinen Teil dazu bei?
Neben dem Eis setzt man mit der Infrastruktur neue Massstäbe und im Bereich des Staffs auf Kontinuität. Das soll den Weg in die Play Ins oder gar die Playoffs möglich machen.
Realismus und das Prinzip «Underpromise and Overdeliver» passen zum Emmental. Klar hat man auch wie überall Träume, aber man verschreibt sich der steten harten und bodenständigen Arbeit ebenso, wie der Politik der kleinen, nachhaltigen Schritte. Der Glaube an den eingeschlagenen Weg darf berechtigte Hoffnung auf einen Schritt vorwärts machen. Hoffen und ein bisschen Bangen bleiben stete Wegbegleiter der Tigers. Zumindest mittelfristig wird der eingeschlagene Weg die Tigers in der NL gut positionieren.
Aus der Kadereinschätzung geht hervor, dass «Entwicklung & Fortschritt» für das sportliche Wohlbefinden in Langnau entscheidend sein werden: «Sag mir, wie die Schweizer treffen und ich sag dir, was für die Tigers möglich ist»! Garantien gibt es ebenso keine, wie Teams die man auf Grund des Talents und der Klasse so oder so hinter sich einstufen darf. Verläuft die Entwicklung aber optimal, würde der Schritt vorwärts bereits in der neuen Saison einen Rang in den Top Ten bedeuten. Es gilt Langnau zumindest dafür als heissen Kandidaten im Kalkül zu haben!