Fribourg, Zug, Davos und Ajoie in der Bringschuld

Nach dem ersten Viertel der Regular Season 2024/2025 stehen mit Fribourg-Gottéron, Zug, Davos und Ajoie Teams noch in der Bringschuld. Entweder sind die eigenen Erwartungen und Zielsetzungen unterschritten oder aber die realistisch zu erwartenden Leistungen widerspiegeln sich noch nicht auf dem Eis und in der Tabelle.


 

Fribourg – mehr Traum als Leistungsfabrik

Fribourg ist die «Geschichtenkiste» des Saisonstarts. Riesige Sehnsüchte und Titelträume gibt’s rund um die Traumfabrik Gottéron immer. Dazu gesellten sich ausschweifende Zukunftspläne mit der unorthodoxen Massnahme, einen Trainerstellvertreter einzusetzen, der dann das Team auf 2025/2026 hin seinem bereits feststehenden Nachfolger übergeben soll. Vor lauter Vorausdenken und -reden geht aber zur Zeit der Eishockeygrundsatz  «Shift by shift» verloren. Fribourg legte einen schwachen Start hin und bildet bislang einer der ganz grossen Enttäuschungen.

Was hat Fribourg unter der Führung von Christian Dubé ausgezeichnet ? Mit einer gut strukturierten Defensive mit einem starken Berra im Rücken, viel Spielwitz, Effizienz und einem starken Powerplay in der Offensive.

Das fast unveränderte Kader (nur Rathgeb und ein paar jüngere Ergänzungsspieler kamen dazu, die beiden Routiniers Bykov und Jörg verliessen den Club) mühte sich aber bislang damit ab, diese Stärken erneut aufs Eis zu bringen. Die Spielweise ist qualitativ nicht so schlecht, wie die Anzahl der bereits eingefahrenen Niederlagen vermuten lässt. Eine, zwei ausgelassene Torchancen hier und ein, zwei dumme Gegentore da und schon sieht eben die sportliche Realität so aus. Sicher gibt es zu viele Spieler, die ihr Rendement bislang nicht erreicht haben. Nur der junge Jan Dorthe und der nimmermüde Julien Sprunger sind wirklich positiv aufgefallen. Hadern oder gegenseitige Schuldzuweisungen helfen da nicht, sondern nur die «Extrameile» zu gehen.

Es bewahrheitet sich aber einmal mehr, dass nur ein bisschen weniger hier oder dort bei der herrschenden Ausgeglichenheit rasch in die Niederlage führen kann. Ein Team wie Fribourg, das bekannterweise stark von Emotionen lebt, gerät dann halt schnell auch in eine negativere und hadernde Stimmung. 

Dass die unübliche Trainer-Stellvertretung Emond für Rönnberg im Umfeld bei einem nicht optimalen Start für kritische Töne sorgen wird, war absehbar. Ebenso dass entgegen den anderslautenden Statements der Führung des Clubs dieser Umstand oft als «Übergangslösung» bezeichnet wird. Klar war auch, dass die recht laute und offene Kommunikation der Fribourger Titelambitionen Fall eines schlechten Starts rasch für Kritik und Häme sorgen kann.

Der Club findet sich also nach dem ersten Viertel – trotz der sicheren Qualifikation für die CHL-KO-Phase – in einer Situation, die nur wenige so prophezeit haben. Es ist jedoch noch lange nicht Feierabend, das Kader ist stark besetzt und es steht den Drachen noch viel Hockey zur Verfügung, den ersten Eindruck zu verbessern. Die aktuelle Ausbeute führt aktuell zwar zu einem schlechten Tabellenrang, aber das Loch nach vorne ist zum Glück noch klein. 

Fakt ist aber auch, dass der Wecker gerasselt haben muss, denn ein einmal eigehandelter, zu grosser Punkterückstand ist bei der herrschenden Ausgeglichenheit nicht leicht wettzumachen, zumal man selbst eine Serie hinlegen und gleichzeitig darauf hoffen muss, dass andere Teams eine Baisse durchmachen. In dem Sinne braucht Gottéron also rasch einen zweiten und deutlich besseren Saisonstart. Affaire à suivre.

Zug – mehr Mühe als erwartet

Die Zuger gehören zu den ganz grossen Favoriten auf die diesjährige Meisterschaft. Die Mission nach den an den eigenen Ansprüchen gemessenen zuletzt mittelmässigen Saisons ist jedoch noch holprig unterwegs. In der ersten Runde war aber mehr Demut und Back to the roots gefragt, als das Zelebrieren der Unschlagbarkeit eines stolzen Titelanwärters. Was im Team steckt – und das ist sehr viel - hat man bereits phasenweise gesehen, aber die Konstanz auf dem erwartbaren Niveau ist noch nicht vorhanden. Auf die Dauer kann und darf das den Zuger Ansprüchen nicht genügen.

Der Start mit drei Siegen aus den ersten vier Spielen war ganz nach dem Gusto der Zuger, dass dann aber drei aufeinanderfolgende Niederlagen folgten hingegen weniger. Was trotz der noch jungen Saison dabei überraschte, wie inkonstant das Team auftrat. Von hervorragend bis zu mitunter schwach war auch innerhalb der einzelnen Spiele zu oft alles zu sehen. Darauf folgte ein gutes Spiel mit einem Heimsieg und in der Folge aber gleich wieder zwei Niederlagen gegen Biel und die Lakers mit inkonstantem Auftreten. Plötzlich fand man sich ganz weit hinten in der Tabelle und stand vor einer Woche der Wahrheit. Mit zwei dann überzeugenden Siegen gegen Ajoie und Fribourg, sowie einem trotz der Niederlage packenden Spiel in Zürich, hat das Team deutlich gezeigt, was es kann. Von einem Team wie Zug erwartet man mehr Stilsicherheit und Konstanz. Woher also diese rätselhafte Inkonstanz ? 

In einzelnen Spielen agierte das Team trotz gutem Spiel sehr ineffizient. Aus sehr dominanten Phasen wurde zu oft zu wenig Kapital geschlagen und dann brauchte es ein unglückliches Gegentor und weg war die Dominanz. Sicherlich hatte Zug auch ein wenig Pech mit diversen gesundheitlichen Ausfällen. Hofmann, Schlumpf, Hansson, Carlsson, Martschini, Riva und natürlich Genoni waren mehr oder weniger lang indisponibel. 

Vor allem das Fehlen von Leonardo Genoni machte sich bemerkbar. Tim Wolf musste die ganze Last alleine tragen und das mit einer ganz anderen Erwartungshaltung im Umfeld, als er sich das von Ajoe her gewohnt war. Es wäre zu einfach die Inkonstanz des Teams nur damit zu begründen. Wolf spielte nicht schlecht, aber im Vergleich zu Genoni in den Vorjahren gelang es ihm selten, in schlechten Phasen des Teams etwas zu stehlen. Das trug sicherlich zu einer gewissen Verunsicherung bei. 

Auch im Spiel in Unterzahl erreicht der EVZ zurzeit seine zu erwartende Leistung nicht. Das Penaltykilling ist zwar qualitativ recht gut, aber – irgendwie typisch für die Herbstausgabe des EVZ –es lässt zu viele Tore zu. Der EVZ kann drei ausländische Verteidiger einsetzen und das müsste eigentlich das Team defensiv und in Unterzahl stabilisieren. In den letzten Spielen gelang das wieder etwas besser und Genonis absehbare Rückkehr wird dabei auch helfen.

Ein grosser Farbtupfer bildet bisher der tschechische Powerstürmer Daniel Vozelinek! Nicht nur wegen seiner Punkteausbeute, sondern auch wegen seiner wuchtigen Spielweise und weil er an seiner Seite Kovar nach seiner schwachen letzten Saison «wachküsste». Ein ähnlicher, aber noch ineffizienter Arbeiter ist Frederik Olofsson. Er arbeitet wie ein Pferd offensiv, defensiv und in allen Spielsituationen, aber der Puck will und will noch nicht reinfallen. Wenn es ihm anhängt und Hofmann seine offensiven Qualitäten wieder einbringen kann, wird Zug offensiv noch besser, vor allem effizienter und seiner Reputation gerechter werden als im ersten Viertel der Meisterschaft. Ist das der Trend für die Fortsetzung ?

Ajoie – vor einem trostlosen und sehr langen Winter?

Von Fortschritt, Aufbruch, vom Schliessen der Lücke zur Konkurrenz und von Finnenpower war die Rede. Im Jura war vor der Saison eine Aufbruchstimmung zu spüren. Alles Schall und Rauch bis jetzt. Das Team war bislang noch sehr weit davon entfernt den Erwartungen gerecht zu werden und war schlicht noch nicht konkurrenzfähig. Während die Liga sonst extrem ausgeglichen ist, bildet Ajoie eine ganz grosse und enttäuschende Ausnahme. Mit dem bereits erfolgten Engagement eines Zusatzausländers und einem Trainerwechsel ergriff man bereits rekordverdächtig früh drastischste Gegenmassnahme. Nur was wird das verändern ? Es droht ein ganz langer Winter mit kurzen Fingernägeln und grauen Haaren.

Ehrlicherweise drehte sich bei der Einschätzung des HC Ajoie vor der Saison alles um die Frage, ob man erstmals seit dem Aufstieg vor drei Jahren ein Team wird hinter sich lassen können. Dabei wählte man eine sehr mutige Kaderzusammenstellung, indem man neben Devos und Hazen voll offensiv dachte und drei finnische Punktesammler verpflichtete. 

Dem puckgewandten und schussgewaltigen TJ Brenan, traute man zu, zusammen mit den routinierten Fey, Maurer und Thiry den Laden hinten dicht machen zu können. Diese Gedanken wurden fürs erste Mal rasche Makulatur. Wer 59 Gegentore in den ersten 13 Spielen kassiert, müsste offensiv unheimlich viel mehr produzieren als die drei neuen Finnen, Devos und Hazen. Dieser sehr optimistische Kaderkurs wurde sehr früh korrigiert (auch weil Hazen wieder verletzt ist?), indem man mit Anttoni Honka einen weiteren Verteidiger verpflichtete. Sicherlich ein Talent, aber auch ein Spieler der bislang in seiner Karriere defensiv keine Stricke zerrissen hat. Entsprechend gelang es trotz ihm immer noch nicht, hinten kompakter zu stehen. 

Die beiden Goalies Ciaccio und Conz rackern aber können unmöglich die viel zu weit offenen Schoten dicht machen. Man scheint also auch den Preis einer zu optimistischen und offensiv ausgerichteten Ausländerpolitik zu zahlen. Dabei dürfte sich Ajoie, das es immer schwer haben wird, Top Schweizer Spieler engagieren zu können, gerade in diesem Segment keine Fehler leisten. 

Offensiv war in Anbetracht des defensiven Schadens viel zu wenig von Finnenpower zu spüren, Hazen fiel früh aus und Devos hat seine besten Zeiten hinter sich. Von den Schweizer Stürmern kommt auch kaum offensiver Output. Es ist wahrlich eine ernüchternde Bilanz nach dem ersten Viertel. Dass der leidenschaftliche Wohlwend freigestellt wurde ist schon fast der letzte Hoffnungsakt des Clubs. Ihn als Opfer oder Hauptverantwortlichen zu sehen entspricht nicht den Tatsachen. Vielmehr ist das Kader für die NL qualitativ einfach auf die Dauer zu schlecht besetzt. Den Sportchef dadurch als Opfer hinzustellen ist ebenfalls nicht tauglich. Er hat dort wo er amtet, mit dem was er hat zu arbeiten. Das ist – hart formuliert -kaum NL-würdig. 

Das letzte Laub ist noch an den Bäumen und der Zug Richtung eines 13. oder 12. Rangs ist trotz dem sicher folgenden einen oder anderen Sieg schon(uneinholbar?) losgefahren. Es droht ein verdammt langer Winter, den es als monatelanges Trainingslager für die wichtigen Serien des Playouts und einer eventuellen Ligaqualifikation zu nutzen gilt. 

Ob die aktuellen Leistungen dem Club selbst und dem Produkt der ganzen Liga wirklich zuträglich sind, muss auf die Dauer und bei anhaltender Stagnation hinterfragt werden. Selbst die Geduld und die Passion des legendären und treuen Anhangs wird mehr und mehr strapaziert. Sport ist Sport – nicht immer logisch, schon gar nicht planbar und die Hoffnung stirbt zuletzt. Zum Glück, denn nur so scheint ein zweites, besseres Viertel im Interesse aller möglich. Bewirkt der Trainerwechsel eine Besserung ?

Davos und der Traum nach mehr

Mit dem Gewinn des Spengler Cups hat man letztes Jahr wieder einmal einen Titel gefeiert und es ist ein offenes Geheimnis, dass die Strategie und auch die Investitionen der Bünder auf einen nächsten Titel ausgerichtet sind – sei es wieder das Heimturnier oder die nationale Meisterschaft. Das Kader ist sehr prominent besetzt und kurz vor respektive nach Saisonbeginn mit den Zuzügen von Zadina und Andersson weiter veredelt worden. Dieses Kader hat im ersten Viertel phasenweise gezeigt, was in ihm stecken kann, aber auch dass das Potential noch nicht ausgeschöpft ist. «Luft nach oben» lautet also die aktuelle Einschätzung nach dem Davoser Start in die Meisterschaft

Logo Davos

In meinen Augen hat der HCD – gerade auch durch die spät erfolgten und wohl nicht billigen Zuzüge des Puckkünstlers Filip Zadina und des Offensivverteidigers Calle Andersson ein Kader für die Top 3, wenn alles ideal läuft. Tut es aber eben noch nicht und deshalb steht das Team in meinen Augen nach einem Viertel der Regular Season noch in der Bringschuld. Die zwei Startniederlagen in den beiden ersten Spielen, sowie die 0:7 Klatsche in Langnau stellten einen denkbar schlechten Start dar. Eine sehr nachlässige, disziplin- und kopflose Defensive war der Hauptgrund dafür. 

Ein Schlüsselspiel war dann Spiel fünf, wo man wie aus dem Nichts drei Punkte aus Zug entführen konnte. Ein verrücktes Spiel, weil 40 Minuten lang der starke EVZ gegen Aeschlimann spielte und nicht wirklich scoren konnte aber dann aus praktisch jeder Chance ein Tor für den HCD fiel. Das war wie eine kleine Wende beim HCD, denn von da weg wurde das defensive Gewissen deutlich besser und man musste seit da nie mehr als drei Minustore zugestehen und gewann fünft von acht Partien. Trotzdem ist gemessen am Potential immer noch nicht alles Gold was glänzt.

Mit Corvi, Ambühl und Nussbaumer warten drei der besten Schweizer Stürmer noch immer auf ihren ersten Treffer und Matej Starnsky erlebt einen für seine Verhältnisse schlechte Phase. Generell haben die Ausländer bislang das Team getragen – das ist zwar positiv, aber um den eigenen hohen Ambitionen gerecht zu werden, müssen die Schweizer im Dress des HCD deutlich produktiver werden. Das führt dazu, dass sich die Spielweise des HCD qualitativ im Quervergleich zur Liga knapp auf Top 6-Kurs und in Über- und Unterzahl gar nur mittelmässig liest. Genau dieses Mittelmass kann und darf nicht gut genug sein für den HCD.

Wie bereits angesprochen, sind die neuen Ausländer bislang Volltreffer: Honka ( er selber sagte von sich, dass er in Davos sei, um sein bestes Hockey ever zu spielen), Ryfors, Tambellini und Zadina spielen nicht nur spektakulär, sondern haben alle überzeugt und das Team bislang zusammen mit dem weiter unbestrittenen Aeschlimann als Goalie Nummer 1 fast alleine getragen. Sag mir ob und wann Corvi, Ambühl, Nussbaumer und Stransky zulegen und ich sag dir, ob der HCD wie von mir eingeschätzt ein Top 3 Team sein kann.