NHL-Schweizer: Top oder Flop?

In seinem neuesten Blog nimmt Thomas Roost die Leistungen von Pius Suter und Timo Meier genauer unter die Lupe. 

Die Schweizer NHL-Cracks zeigen auch unter Inanspruchnahme unserer hohen Erwartungen solide, gute Leistungen; dies gilt für Roman Josi, Nico Hischier, Nino Niederreiter und Kevin Fiala. Die – allerdings nicht sehr hohen – Erwartungen sogar übertroffen haben bis jetzt J.J. Moser und Philip Kurashev. Alle diese Spieler liegen irgendwo innerhalb der Wahrscheinlichkeitsgrenzen der «gausschen Verteilkurve».

Ganz am einen und anderen Ende dieser Kurve liegen aber Timo Meier und Pius Suter, dies vor allem wenn man die Erwartungshaltung an diese Spieler mit dem Salär koppelt und die Kommentare aus Nordamerika beifügt. 

Pius Suter

Die Detroit Red Wings haben Pius Suter nicht halten wollen, jedenfalls nicht zu einem ihnen genehmen Preis. Dies hat dazu geführt, dass sich sein Agent im Markt nach Alternativen erkundigt hat. Die Vancouver Canucks kamen zum «Handkuss», Suter unterschrieb für zwei Jahre zu je 1.6 Mio. Die Canucks waren in den hinteren Reihen schwach besetzt, für Suter war theoretisch die Rolle des 3. Liniencenters vorgesehen. Der Deal hat keine grossen Wellen geworfen, es war eine «Minor-Verpflichtung» der Vancouver Canucks. Suter ist langsam gestartet und dies hat ihm auch von mir latente Kritik eingetragen, denn ich erwarte auch von 3.- und 4.-Linienspielern eine gewisse Punkteausbeute auf dem Scoresheet. Rein defensive Zuverlässigkeit genügt im heutigen Welteishockey nicht mehr. Bereits sehr kurz nach meinem kritischen Kommentar ist Pius Suter eine grossartige Leistungssteigerung gelungen. Er steht mittlerweile bei 0.5 Scorerpunkten pro Spiel zu Buche, spielt Powerplay und Boxplay und überzeugt mit seiner reifen, intelligenten Spielweise. Suter ist ein extrem smarter Spieler, vielseitig einsetzbar und er versteht es, sich auf dem Eis dort zu positionieren, wo er sein muss. Rein eishockeytechnisch fehlt es ihm etwas an «Glitter und Glamour», Suter ist kein so genannter «Ticketseller», aber der Respekt des Coachingstaffs und der Mitspieler ist ihm sicher. Ich bin unglaublich happy mit seiner Entwicklung bei den Canucks und Suter ist ein wichtiger Baustein im überraschenden Höhenflug der Vancouver Canucks. Mit einem Jahressalär von nur 1.6 Mio gehört er zu den grössten Schnäppchen in der NHL und mit diesem Salär steht er auch noch nächste Saison unter Vertrag, was im Salary Cap Zeitalter ein wichtiges Asset für den Canucks GM darstellt; die Canucks müssen wichtige und teure Vertragsverlängerungen bewerkstelligen und darum sind Schnäppchenverträge wie z.B. für Pius Suter, im «Big Picture» von grosser Bedeutung.

Timo Meier


Umgekehrte Vorzeichen gelten für Timo Meier. Dank seinen sensationellen Scorerwerten bei den San Jose Sharks konnte er verdientermassen einen Vertrag unterzeichnen, der ihm bis und mit Saison 30/31 8.8 Mio p.a. einbringt. Das Problem ist, dass er bei den Devils an seinen Werten bei den Sharks und vor allem auch an seinem Vertrag gemessen wird. Auch er liegt wie Suter bei aktuell ungefähr 0.5 Scorerpunkten pro Spiel und dies ist im Verhältnis zu seinem Vertrag viel zu wenig. Nicht verwunderlich, dass darum Timo Meier als aktuell einer der meist überbezahlten Spieler in der NHL gilt. Zudem belastet Meier die Tatsache, dass er im Trade mit den Sharks gegen die Spieler Zetterlund, Mukhamadullin, Okhotiuk plus zwei top Draftrechte eingetauscht wurde. Aus heutiger Sicht stehen die Devils mit diesem Trade als Verlierer da. Timo Meier muss sich dringend steigern. Was läuft schief mit Timo Meier bei den Devils? Einen Teil der Antworten geben die «advanced stats»: Sein «expected goals share» Wert sank von extrem guten beinahe 60% auf ungenügende 46.6%, d.h., dass wenn Timo Meier letzte Saison bei den Sharks und den Devils auf dem Eis stand, dann durfte bei knapp 60% aller gefährlichen Aktionen eher ein Torerfolg für die Sharks/Devils erwartet werden als für den Gegner. In der laufenden Saison liegt der Wert nur noch bei ungenügenden 46.6%. Einen derart schwachen Wert hatte Timo Meier in dieser Statistik noch nie in seiner NHL-Karriere. Auch andere «advanced stats» deuten in eine ähnlich unbefriedigende Richtung. Fragezeichen über Fragezeichen. Timo Meier war immer sehr effizient in Transition und ein Spieler, der es liebte, wenn immer nur möglich die Torschussoption zu suchen. Er war ein Spieler der für sich selbst Torchancen kreieren und auch seine Mitspieler sehr gut in Szene setzen konnte. Für mich gibt es Anzeichen dafür, dass Meier durch irgendeine Verletzung geplagt wird. Er wirkt nicht mehr so schnell wie in der letzten Saison und er spielt auch weniger physisch, wahrscheinlich hemmt ihn eine Blessur; ich bin überzeugt, dass ein vollständig gesunder Timo Meier besser «performen» würde. Eine weitere mögliche Erklärung für das Formtief von Timo Meier ist sein verändertes «Standing» bei den Devils im Vergleich zum Standing bei den Sharks. Bei den Sharks war Timo Meier der «go to guy», sprich der beste Spieler bei den Sharks. Diese Rolle ist ihm bei den Devils nicht mehr beschieden. Vielleicht tut er sich bei den Devils auch mit dem Spielsystem etwas schwer. Ich hoffe für Timo Meier und die New Jersey Devils, dass er baldmöglichst wieder seinen Top-Level abrufen kann, dann verstummen auch die Kritiker, die meiner Meinung nach etwas voreilig den Meier-Trade als Devils-Flop beurteilen.