Rockt erneut ein Schweizer Club die Champions Hockey League?

In wenigen Tagen startet die Champions Hockey League (CHL) in die Saison 24/25. Die ZSC Lions als Meister, sowie Lausanne und Fribourg Gottéron verdienten sich die Teilnahme mit ihren ausgezeichneten Leistungen in der letztjährigen nationalen Meisterschaft, während Servette als stolzer CHL-Titelverteidiger ins Rennen steigt. Gleich vier Teams haben also die Chance, sich zum besten Team Europas unter den 24 Teilnehmern küren zu lassen. Rockt die Schweiz nach der WM im letzten Frühjahr auch wieder die CHL?


 

Um diesen internationalen Wettbewerb, der stetig angepasst, verbessert wurde und nun zur 10. Austragung gelangt, richtig zu verstehen, muss zuerst der Modus erklärt werden.

Welcher Modus findet in der CHL Anwendung ?

Europaweit haben sich 24 Clubs für den diesjährigen Wettbewerb qualifiziert. Von den 6 Gründungs-Ligen (Schweden, Finnland, Tschechien, Deutschland, Österreich und Schweiz) sind jeweils der Meister, der Sieger und der Zweite der Regular Season und eventuell der Dritte , (sofern der spätere Meister bereits Erster oder Zweiter nach der Regular Season war) teilnahmeberechtigt. Lausanne hat von dieser Regel profitiert, da der ZSC schon nach der Regular Season qualifiziert gewesen wäre, später aber bekanntlich Meister wurde. Das Feld wird komplettiert durch den CHL Titelverteidiger, sowie die Meister der Gast-Ligen aus Dänemark, Frankreich, Norwegen, Polen und dem Vereinigten Königreich. Diese Regelung stellt sicher, dass sich wirklich die Besten der Vorsaison messen und der Wettbewerb somit sportlich hochklassig ist.


Jedes Team spielt sechs Spiele gegen sechs verschiedene, zugeloste Gegner. Es wird eine Gesamttabelle geführt und die bestklassierten sechzehn Teams bestreiten dann die Playoffs. Die 24 Teams wurden in vier Töpfe aufgeteilt: Titelverteidiger Servette, sowie die Meister aus Schweden (Skelleftea), Finnland (Tappara), Deutschland (Eisbären Berlin), Tschechien (Ocelari Trinec) und der Schweiz (ZSC Lions) bildeten den stärksten Topf A. Die Vertreter der Gastligen und der Zweitplatzierte nach der Regular Season aus der österreichischen Meisterschaft (Fehervar) wurden in den «schwächsten» Topf D eingeteilt, während die anderen qualifizierten Clubs je nach sportlicher Stärke zuerst in den Topf B und dann in den Topf C verteilt wurden. Jedem Team aus dem Topf A wurden nun je zwei Teams aus den Töpfen B, C und D als Gegner zugelost. Das ergibt pro Team 6 Gegner und je drei Heim- und Auswärtsspiele für die Qualifikationsrunde. Ligainterne Duelle werden im Gegensatz zum 2. Teil des Wettbewerbs in dieser Phase bewusst verhindert. Es kommt dabei die Dreipunkte Regel zur Anwendung, analog wie in unsere Meisterschaft.

Die Playoff-Phase, das heisst alle Achtel-, Viertel-& Halbfinalspiele werden dann «Best of two», also mit Hin und Rückspiel ausgetragen, während der CHL-Meister in einem «Best of one» ausgespielt wird. Die teilnehmenden Clubs bestreiten also neben ihren regulären, nationalen Meisterschaften mindestens sechs und maximal dreizehn zusätzliche internationale Wettbewerbsspiele.

Die speziellen Regeln in der CHL

Jedes Team muss 48 Stunden vor dem ersten Spiel mindestens zwanzig Feldspieler und zwei Torhüter oder maximal 28 Feldspieler und drei Torhüter melden. Das Kader kann bis und mit dem vierten Spiel aufgestockt werden auf maximal dreissig Feldspieler und vier Torhüter. Bei Transfers nachdem ein Team bereits 4 CHL-Spiele bestritten hat, bis zum internationalen Transferschluss der IIHF im Februar und bei verletzten Torhütern sind Nachmeldungen möglich bis maximal 32 Feldspieler und vier Torhüter. 

Es kann also im Laufe des Wettbewerbs sein, dass die Kader der einzelnen Teams Retuschen erfahren. Da es sich um einen ligaübergreifenden Wettbewerb handelt, gibt es keine Beschränkung der einsetzbaren Ausländer. Das bedeutet also, dass ein Schweizer Club in der CHL im Gegensatz zur nationalen Meisterschaft mehr als sechs Ausländer einsetzen darf. 
Grundsätzlich wird wie in der nationalen Meisterschaft und an Weltmeisterschaftsturnieren nach den uns bekannten IIHF Regeln gespielt. Aber Achtung! Nach dem Test in der abgelaufenen Saison 23/24, werden drei wesentliche Regeländerungen im Vergleich zur nationalen Meisterschaft weiterhin angewendet:

  1. 2-Minuten-Strafen werden behandelt wie grosse Strafen: Eine Mannschaft bleibt auch dann in Unterzahl, wenn sie währenddessen ein Tor kassiert hat.

  2. Eine 2-Minuten-Strafe wird auch dann noch verhängt, wenn ein Tor fällt, während der Schiedsrichter die Strafe anzeigt.

  3. Ein Shorthander löscht eine laufende 2-Minuten-Strafe. Gelingt einem Team ein Tor in Unterzahl, darf der Spieler die Strafbank verlassen

Die Gegner und Ausgangslage der Schweizer Clubs in der Gruppenphase

Servette:

Storhamar (NOR)/ Ilves Tampere (FIN) / EC-KAC Klagenfurt (AUT) heim
Pelicans Lahti (FIN) / Fishtown Pinguins Bremerhaven (D) / Fehérvár AV1)  / Budapest (H/AUT) auswärts

Servette muss auf Grund der Renovationsarbeiten in Les Vernets zwei Heimspiele in Visp und eines in Neuenburg austragen. Während man gegen die Aussenseiter und deutlich schwächer besetzten Teams Storhamar (h) und Fehérvár (a) Siege erwarten darf, dürften die Partien gegen Lahti (a), Ilves Tampere (h), Pinguins Bremerhaven (a) und KAC Klagenfurt (h) schwieriger werden. Ein etwas genauerer Blick auf diese Teams erklärt, warum.

Pelicans Lahti: das Team hat sich in den letzten Jahren stetig gesteigert und stand zweimal in Folge im Playoff-Final. In der letzten Saison war man hinter Tappara Tampere und Ilves Tampere auf Rang drei nach der Regular Season und musste sich erst im Final gegen Tappara geschlagen geben. Im Kader tauchen drei Namen auf, die den Fans in der Schweiz ein Begriff sind: Ryan Lasch (Meister mit dem SC Bern 16/17 und 20/21 bei den ZSC Lions engagiert), Michal Jordàn (Rapperwil-Jona Lakers 22/23) oder der weitgereiste Routinier Juhamatti Aaltonen (SC Bern 17/18 als Ersatzausländer). Weitere Routiniers sind der Schwede Lucas Carlsson (36), der KHL erprobte Finne Jonas Enlund (36) und Landsmann Antti Tyrväinen (35). Der vormalige Assistent und neue Headcoach Juhamatti Yli-Junnila coacht ein um diese Routiniers herum gebautes junges Team, das aus nicht weniger als sechzehn (!) U25-Spielern besteht. Sie sind verteilt auf die zwei Torhüterpositionen (der 23-jährige 2018- Zweitrunden-Draft der New York Rangers Olaf Lindbom und der gleichaltige Finne Jasper Patrikainen teilen sich die Verantwortung) sowie sieben Verteidiger (zwei Spieler sind erst 18- und zwei weitere erst 22-jährig) und auf acht Offensivspieler. Man darf mit einem hungrigen, ehrgeizigen und nicht einfach zu spielenden Gegner rechnen. 

 

Fishtown Pinguins Bremerhaven: die Norddeutschen mit ihren überaus begeisterungsfähigen Fans haben in der DEL eine Traumsaison hinter sich. Der langjährige Erfolgstrainer Thomas Popiesch führte das «namenlose Low Budget Team» sensationell zum Gewinn der Regular Season und bis in den DEL-Final, wo sich letztendlich die Eisbären aus Berlin aber durchsetzen konnten. Popiesch sah sich damit am Ende seines Schaffens und verliess den Club nach acht erfolgreichen Jahren, in denen er das Team aus der DEL 2 in die DEL und eben zuletzt zur Traumsaison führte. Das Kader unter dem neuen Headcoach Alexander Sulzer präsentiert sich als Multikulti Truppe mit acht Doppelbürgern, drei Slowenen, je zwei Dänen und Schweden, je einem Norweger, Letten und Kanadier, sowie , drei Slowenen und acht Deutschen. Besonders der Slowene Jan Urbas spielte eine hervorragende letzte Saison, war er doch letzte Saison der beste Punktesammler der DEL.

EC-KAC Klagenfurt: der Sieger der International Central European Hockey League (ICEHL)–Regular-Season und Vizemeister aus Österreich gehört mit der fünften Teilnahme an der CHL schon fast zum Inventar des Wettbewerbs und hat letztes Jahr zum ersten Mal die KO-Phase erreicht. Der KAC steckt aber mitten in einem grossen Umbruch: war der Club jahrelang sehr grosszügig von der Heidi Horten Stiftung getragen, steigt er nach dem Ableben von Heidi Horten in sein letztes von ihrer Stiftung finanziertes Jahr. Der Club steht also wirtschaftlich vor einer grossen Veränderung. Das hinterlässt planerisch auch im sportlichen Bereich Spuren. Während Headcoach Kirk Furey (er löste auf die Saison 23/24 hin den langjährigen und erfolgreichen späteren Ex Biel Coach Petri Matikainen ab) in seine zweite Saison steigen wird, finden sich im Kader 24/25 gegenüber der Vorsaison rund ein Dutzend (!) neue Spieler. Im Kader des vielfachen österreichischen Meisters finden sich mit Jan Mursak (18-20 beim SC Bern und Meister 2019) und Raphael Herburger(Biel 13-16 und Lugano 20-23) zwei bei uns bekannte Namen. Das Kader ist nicht übermässig stark besetzt und auf Grund der vielen Wechsel stellen sich Fragen, aber der Club hat als 32-facher Landesmeister (!) Erfolgsgene in seiner DNA und wird sich daher als unberechenbarer, ehrgeiziger Gegner erweisen. 

Ilves Tampere: im Kader stehen traditionell ganz junge, bereits gedraftete Spieler. Dieses Jahr sind es deren fünf: der tschechische Torhüter Jakub Malek (Devils, Jahrgang 2002)), der Verteidiger Sebastian Soini (Minnesota Wild, 2006) und die Stürmer Samu Bau (Utah, 2004), der Tscheche Ondrej Kos (St Louis Blues, 2006) und Kalle Väisanen (New York Rangers, 2003).
Im Kader finden sich mit Ausnahme des Bruders von Matej Stransky – Simon Stransky – keine grossen Namen. Auffallend ist, dass drei Goalies, ein Verteidiger und drei Stürmer aus Tschechien stammen! Ganze vierzehn(!) Kaderspieler haben Jahrgang 2000 und jünger. Das zeugt von der herausragenden Nachwuchsarbeit des Clubs. Das Team schaffte es dank jungen Talenten, grossem Ehrgeiz und geschlossenem Teamgeist in den vergangenen drei Saisons immer wieder, in Finnland sich unter den besten drei zu klassieren. Der letztjährige und erfolgreiche Lahti-Trainer Tommi Niemelä amtiert neu als Cheftrainer bei Ilves und versucht, die erfolgreichen Vorsaisons des Clubs zu bestätigen oder gar zu toppen. Das Team wird für jeden CHL-Teilnehmer ein echter und attraktiver Prüfstein sein! 

Storhamar: das Team aus der 1994-er Olympiastadt Hamar gewann seinen achten Meistertitel in seiner Clubgeschichte, nachdem es in den beiden Vorjahren jeweils den Final noch verloren hatte. Petter Thoresen – ein norwegisches Eishockeyschwergewicht und Vater des ehemaligen Lugano Stürmers Patrik Thoresen – führt das Team als Headcoach. Das Team besteht zum grössten Teil aus einheimischen, teilweise auch sehr jungen Spielern (zwölf Spieler haben Jahrgang 2000 und jünger). Sucht man nach Namen, die bei uns bekannt sind, stösst man nur gerade auf den Schweden Jacob Berglund (ex red Ice Martigny mit 66 Scorerpunkten aus 48 Spielen). Storhamar ist also ein Team aus Talenten und eher «namenlosen» Spielern, hat jedoch international stets mit einer gut strukturierten Spielweise überrascht und sich stets achtbar geschlagen. Unterschätzen verboten!

Fehérvár AV 19 Budapest: das Team aus Budapest spielt seit der Saison 2020/2021in der ICEHL. Die Liga ist grenzübergreifend organisiert und nebst österreichischen, nehmen auch ungarische, slowenische und italienische Teams daran teil. Als Zweiter der Regular Season ( aber in den Viertelfinals bereits ausgeschieden…) qualifizierte man sich nebst Red Bull Salzburg und Klagenfurt für die CHL. Das Team präsentiert sich als «Multikulti-Truppe». Neben sechzehn Ungarn, stehen drei Kanadier, drei Amerikaner, ein Finne, ein Slowake und ein Slowene im Kader. Ebenso gemischt ist der Staff um den ungarischen Headcoach David Kiss. Die ZSC Lions machten in der CHL Kampagne 22/23 Bekanntschaft mit den Ungarn und setzten sich jeweils klar durch. Deshalb ist das ungarische Team ein ganz klarer Aussenseiter und müsste nicht nur für Servette, sondern auch für alle anderen Schweizer Gegner zu schlagen sein.

Führt man sich vor Augen, dass in der Saison 23/24 neun von maximal möglichen achtzehn Punkten zur Qualifikation für die CHL-Achtelfinals reichten, darf man davon ausgehen, dass Servette mindestens so viele Punkte holen wird. Die Qualifikation für die KO-Phase ist daher als Minimalziel Pflicht.

ZSC Lions:

Straubing Tigers (D) / Red Bull Salzburg (AUT) / Sheffield Steelers (GBR) heim
Storhamar (NOR) / Ilves Tampere (FIN) / EC-KAC Klagenfurt (AUT) auswärts

Auf den ersten Blick betrachtet, muss es der Anspruch des ZSC sein, sich in diesen sechs Spielen für die Top sechzehn zu qualifizieren. Auch der ZSC trifft auf Storhamar, Ilves Tampere und den EC-KAC . Mit den Straubing Tigers, Red Bull Salzburg und den Sheffield Steelers hat man drei weitere Gegner:

Red Bull Salzburg: das Team nimmt bereits zum neunten Mal an der CHL teil! Alleine das zeigt, dass Erfolg zum ständigen Begleiter der Bullen gehört. Das vom ehemaligen Bieler Assistenten Oliver David gecoachte und sehr routinierte Team gewann zum wiederholten Mal den Titel in Österreich. Der Leithammel Thomas Raffl (Bruder des Lausanner Michael) sticht ebenso aus dem Kader hervor, wie Andrew Rowe (Rapperswil Jona Lakers 19-23) und Peter Schneider (Biel  19-20). Sieben Nordamerikaner stehen für das eher gradlinige und hartnäckige Spiel. Interessant dürfte auch der Finne Atte Tolvanen im Tor sein. Er beabsichtigt, den österreichischen Pass zu erhalten und hat dadurch Ambitionen auf einen künftigen Platz in Österreichs Nationalteam neben seinem Teamkollegen David Klickert, der an der letzten WM im Tor stand. Da ausserdem weitere insgesamt sieben Red Bull Spieler im letztjährigen WM Team Österreichs standen, macht das Team zu einem echten und attraktiven Prüfstein!

Straubing Tigers: wir werden die Niederbayern nicht nur in der CHL im Einsatz sehen, sondern dann auch am Spengler Cup im Dezember. Der dritte Rang in der DEL und die Qualifikation für den Halbfinal zeigen ebenso die Konstanz des Clubs, wie der Umstand, dass sich das Team seit der Saison 19/20 stets in den Top vier der DEL klassierte! Das seit bereits acht Jahren vom Amerikaner Tom Pokel geführte Team verfügt nicht über grosse Namen, jedoch über typisch deutsche und nordamerikanische Tugenden (rund ein Drittel des Teams stammt aus Nordamerika) wie Ehrgeiz, Physis, Gradlinigkeit und mannschaftliche Geschlossenheit. Die konstant guten Resultate des Teams machen klar, dass Spiele gegen sie kein leichtes Unterfangen sind und Spannung versprechen. Das ewige Prestigeduell Schweiz gegen Deutschland erlebt damit ein Revival.

Sheffield Steelers: Die Sheffield Steelers gewannen erstmals seit 2016 wieder den Titel in Grossbritannien, den sechsten seit 2004 und dem Bestehen der britischen Elite Ice Hockey League EIHL. Das Team gilt als krasser Aussenseiter und grosse Unbekannte. Die Erfahrung von Schweizer Teams aus den bisherigen Begegnungen mit britischen Teams lehren uns, dass es recht physisch zu und her gehen wird. Rund das halbe Team besteht aus Nordamerikanern. Das leidenschaftliche Spiel des Teams ist in Sheffield populär und vermag das 9000 Plätze aufweisende Stadion oft zu füllen. Deshalb sind die Auswärtsspiele in Sheffield herausfordernd. Für die Schweizer Clubs stellen die Steelers aber bestimmt einen Gegner dar, der im Normalfall bezwungen werden müsste.

Das qualitativ hervorragend besetzte Team der Zürcher wird zwar in diesen 6 Spielen nichts geschenkt bekommen, aber alles andere als genügend Punkte für eine Klassierung in den Top sechzehn wäre aus Zürcher und Schweizer Optik eine herbe Enttäuschung.

 

Fribourg-Gottéron:

Sheffield Steelers(GBR) / Eisbären Berlin (D) / Straubing Tigers (D) heim
Ocelari Trinec (CZE) / EC-KAC Klagenfurt (AUT) / Storhamar (NOR) auswärts

Klagenfurt, Straubing, Storhamar und Sheffield haben wir bereits näher beleuchtet. Wie für die anderen Schweizer Teams gilt, dass man sich gegen die Topf D-Vertreter Sheffield und Storhamar müsste durchsetzen können. Die Spiele gegen EC-KAC Klagenfurt und die Straubing Tigers dürften sich als schwieriger, aber dennoch erfolgreich machbar erweisen. Diese vier Gegner haben wir bereits vorgestellt. Gottéron trifft aber mit Ocelari Trinec und den Eisbären aus Berlin auf zwei weitere, sehr starke Gegner! Was zeichnet diese beiden Teams aus?

Ocelari Trinec: das Team gewann den Titel in Tschechien extrem spektakulär mit drei Game Seven Siegen! Im Viertelfinal setzte man sich im Spiel 7 doch noch durch, nachdem man 3:0 führte. Im Halbfinal lag man mit 3:0 im Hintertreffen und gewann die Serie im Spiel 7 bei Sparta Prag nachdem man den Ausgleich erst 55 Sekunden vor Ende schaffte und sich dann in Overtime durchsetzte. Auch im Final ging die Serie gegen das extrem stark besetzte Pardubice über 7 Spiele: erst in der 84. Minute gewann man den Titel auswärts ! Das war gleichbedeutend mit dem fünften aufeinanderfolgenden Meistertitel in Tschechien! Diese unglaubliche Leistung und Konstanz macht die Tschechen zum wahren «Königsgegner». 
Das grossmehrheitlich aus Tschechen und einigen starken Slowaken bestehende Kader ist mit einem Durchschnittsalter von über 28 Jahren sehr routiniert. Namen wie Tomas Kundratek, Martin Ruzicka, Petr Vrana, die Slowaken Libor Hudacek, Marko Dano oder Martin Marincin zeugen von enormer internationaler Klasse und Erfahrung. Zudem coacht in seinem vierten Jahr mit Zdenek Motak ein Mann das Team, unter dessen Führung bis jetzt nie etwas anderes als der Titelgewinn resultierte! Da wartet ein ganz harter Test. In der CHL hat das Team aber mit Ausnahme der Saison 2017/2018 (Halbfinal) noch nie grosse Stricke zerrissen. 

Eisbären Berlin: der zehnfache deutsche Meister ist ein ebenso harter Brocken. Mit drei Titelgewinnen in den letzten vier Jahren stellen die Eisbären ein Team, das im Zenit seines Schaffens steht. Es kommt zu einem Wiedersehen mit Serge Aubin, der das deutsche Team nun seit sechs Jahren coacht. Wer erinnerst sich in der Schweiz nicht an den ehemaligen Agressivleader bei Servette ( 2004/2005 und 2006-2009) und Fribourg (2009-2011)? Eher glücklos verlief dann seine erste Trainerstation in der Schweiz beim ZSC (2018-2019). Seiher aber scheinen sich die Eisbären und Serge Aubin gefunden zu haben. Ein Blick auf die Teamliste der Berliner weckt Rivalengefühle: mit Jonas Müller, Kai Wissmann, Marcel Noebels, Leo Pföderl und Fredrik Tiffels stehen einige der besten deutschen Nationalspieler im Kader. Die sechs Kanadier im Team – darunter der bei uns bekannte Zach Boychuck (SC Bern 2018-2019 und Fribourg 2019-2020) – sorgen für Gradlinigkeit, Physis und viel Zug zum Tor. Ausserdem steht mit dem Briten Liam Kirk neu ein Mann im Kader , der an Weltmeisterschaften mit seinen Scorer-qualitäten verblüffte. 

Gegen diese beiden sehr starken Gegner hängen die Trauben sicherlich hoch, aber nicht unerreichbar hoch. Wenn jedoch Fribourg gegen Straubing, den KAC und die beiden Topf D Vertreter punktet, sollte trotz den beiden Top Gegnern aus der Tschechei und aus Deutschland die Qualifikation für die Top 16 zu schaffen sein.

Lausanne:

Ocelari Trinec (CZE) / Ilves Tampere(FIN) / Storhamar (NOR) heim
Fishtown Pinguins Bremerhaven (D) / Fehérvár AV 19 Budapest (H/AUT) / Tappara Tampere (FIN) auswärts

Harte Brocken warten: Trinec ist wie bereits ausgeführt ein Top-Gegner, Bremerhaven zu Hause zumindest sehr unangenehm und dann warten mit Ilves und Tappara die beiden finnischen Top-Clubs aus Tampere. Ausser auf Tappara haben wir bereits einen Blick auf die anderen Gegner geworfen. Der finnische Meister aber hats in sich: 

Tappara Tampere: der Club gewann zuletzt dreimal in Serie den Titel – den dreizehnten in der Clubgeschichte! In jüngster Vergangenheit gelang das unter dem heutigen SCB-Coach Jussi Tapola und nun unter dem Ex-ZSC-Trainer Rikard Grönborg. Bei einem ersten Blick auf die Kaderliste taucht ein uns bekannter Name auf: Juha Metsola ( ihn kennen wir aus den letzten zwei Kloten-Saisons). Auf den zweiten Blick fallen Jungstars auf: die beiden Torhüterkollegen Metsolas sind erst 19 und 21-jährig und in der Verteidigung stehen fünf (!) Spieler jünger als 24, darunter der Drittrunden-Draft der Vegas Knights Arttu Kärki und der erst 17-jährige Jesper Kotajärvi. Auch in der Offensive stechen die neun (!) U24-Spieler ins Auge, darunter der von Pittsburgh als Nummer 217 gedraftete Emil Järventie und Oiva Keskinen (Nummer 194 Columbus). Der bereits 38-jährige Veli Matti Saviainen ( 45 WM-Spiele, 302 KHL-Einsätze, 495 Liga Auftritte, sechsfacher finnischer Meister und Weltmeister 2019) wird dem jungen Team als wohl grösster Name mit seiner Erfahrung den nötigen Rückhalt geben. Mit Aleksi Mustonen (letzte Saison kurz in Davos engagiert), findet sich ein bei uns geläufiger Name im Kader.

Die Gegner des Vizemeisters Lausanne haben es also in sich! Gegen die beiden Topf D Vertreter Storhamar und Fehérvár ist man zwar favorisiert, aber es ist davon auszugehen, dass Lausanne von allen Schweizer Teams die wohl schwierigste- aber vielleicht auch attraktivste Ausgangslage hat. Es wird interessant zu sehen sein, ob und wie Lausanne an diesen renommierten Gegnern wachsen kann. Eine Qualifikation für die Playoffs wäre unter diesem Gesichtspunkt ein durchaus respektabler Leistungsausweis.

Wir dürfen uns also auf die diesjährige Kampagne freuen. Stehen doch die Chancen gut, dass sich die National League Vertreter im international hoch attraktiven und interessanten Vergleich zumindest für die KO-Phase qualifizieren.