Sechs Teams in etwa im Soll

Nach einer spannenden ersten Runde der Regular Season 2024/2025 zeichnen sich erste Trends in der National League ab. Während der ZSC erfolgreich die Mission Titelverteidigung antritt, arbeitet Lugano an einer neuen Spielidentität. Auch der SC Bern und Lausanne zeigen sich vielversprechend, und Biel sowie Genf Servette trotzen Herausforderungen – wie stehen die Top-Teams der Liga zu den bisherigen Erwartungen?


 

Ein General vor der Schlacht zu sein ist oft viel schwieriger als im Nachhinein. Vor dem Start wurden für jedes Team viele Prognosen gemacht, Erwartungen abgesteckt und Szenarien gezimmert – auch von mir. Nun nach etwas mehr als der ersten Runde der Regular Season 2024/2025 zeigt sich, was sich aktuell in der Realität abbildet. 

Führe ich mir das Abschneiden der 14 Teams objektiv vor Augen, stelle ich fest, dass die Teams des ZSC, des SC Bern, des HC Lugano, des EHC Biel, des Lausanne HC und von Servette bislang im von mir erwarteten Soll sind.

ZSC und die süssen Luxemburgerli

Der ZSC hat im Vorjahr einen süssen Erfolg gefeiert und hat alle Optionen offen, auch diese Saison süss zu gestalten und sich wieder an Luxemburgerlis laben zu dürfen. Das Team ist auf Kurs und ist gut in die Mission Titelverteidigung gestartet.

Die ZSC Lions grüssen in der Tabelle von einem Spitzenplatz – das was der ZSC von sich und wir von ihm erwarten. Fünf Siege in Serie zum NL-Start sorgten ebenso rasch für Ruhe, wie die problemlos auf Rang 2 überstandene CHL-Qualifikationsrunde. Das Team gab mit Phil Baltisberger, Simon Bodenmann und Reto Schäppi drei Routiniers ab, ohne sie eins zu eins mit Transfers zu ersetzen.

Der vorbildliche und bewusst breite Unterbau der ZSC Lions (Teams auf allen Leistungskategorien im Nachwuchs und die GCK Lions in der Swiss League als Team, das Junge ins Erwachsenenhockey führt) soll die Lücken schliessen. Mit Zumbühl, Truog, Baechler, Segafredo, Graf, Henry, Schwendeler, Olsson, Bünzli und Ustinkov erhalten einige Eigengewächse die Chance sich zu zeigen, ohne dass deshalb die Leistung des ZSC schlechter wird. Diese Strategie des Clubs ist lobenswert und müsste der ganzen Schweizer Eishockeybewegung als Beispiel dienen, wie es möglich ist, mit unseren Voraussetzungen maximal viele Spieler zur NL-Reife zu bringen.

Zurück zur Leistung. Hrubec und Zumbühl spielten beide makellos bislang. Die Verteidigung mehr oder weniger auch, wobei bei den beiden Routiniers Trutmann und Marti noch Luft nach oben besteht. Im ersten Teil der jungen Saison waren Malgin, Andrighetto, Rohrer, Balcers und Kukan offensiv die klar dominanten Elemente, während Fröden, Grant und Lammikko unter ihren Möglichkeiten agierten. Die Verletzungen von Malgin und Balcers jedoch lockten sie aus der Reserve. Das zeigt die grosse Klasse des Kaders. Es ist immer jemand da, der einspringt, wenn andere fehlen oder eben gerade nicht optimal spielen.

Stellt sich noch die Frage, wie die Jungen ihre Chancen nutzen? Zumbühl hat bislang 3 CHL Spiele gespielt und deren zwei in der NL mit einem Shutout und erst einem Gegentor – ein Versprechen. In der hervorragend bestückten Verteidigung war es für die Jungen bislang nicht einfach, auf wirklich viel Eiszeit zu kommen. Schwendeler und Bünzli haben aber gerade auch in der CHL gezeigt, dass sie «on track» sind und das Potential zum NL-Spieler haben, während Ustinkov noch etwas stagniert. Vorne hat Baechler einen erneuten Schrittgemacht und wurde entsprechend früh mit einer Vertragsverlängerung belohnt.

Truog, Segafredo, Graf und Henry sind noch nicht ganz so weit, werden aber weiter ihre Chance erhalten sich zu zeigen. Es gibt keine Anzeichen dafür, dass der ZSC aus dem Soll fallen wird, im Gegenteil. Wer Ausfälle eines Malgin und Balcers fast problemlos wegstecken kann, dem muss nicht bange werden, zumal Crawford die Zügel fest in den Händen hält. Die Zukunft präsentiert sich also wie zu erwarten war: «Luxemburgerlisch» süss.

Lugano und die hochhängenden Trauben

Lugano arbeitet an einer neue DNA, scheut wenig Aufwendungen im Transferbereich und will nach hoch hängenden Trauben greifen. Obwohl man den Stab über Lugano erst in den Playoffs wird brechen können, gefällt aktuell die Spielweise und es ist eine stete Leistungs- und Potentialentwicklung feststellbar. Deshalb ist ein Blick auf die nackten Resultate und die Tabelle zur Zeit nicht alles entscheidend.

Mit der Entlassung von Chris McSorley und der gleichzeitigen Einsetzung von Luca Gianinazzi am 8.Oktober 2022 als Headcoach hat der HC Lugano nicht einfach einen Personal- sondern auch einen Strategiewechsel vollzogen. Während die Transferpolitik und die Besetzung des Cheftrainerpostens bis dann in erster Linie eine Frage grosser Namen (und entsprechenden Verträgen war), ist man von dem abgerückt. Gianinazzi hat einen Tessiner Background auch als Trainer und hatte bis zu seiner Ernennung keine grossen Meriten als Trainer, aber eine klare Vorstellung. Nicht dass das seine Vorgänger nicht gehabt hätten, aber seine implantierte Philosophie wird konsequent verfolgt und bislang stets gestützt, auch wenn nicht alles nur nach Plan lief. 

Die Ambitionen und das bereitgestellte Budget sind weiterhin hoch aber im Unterschied zu früher zieht man an einem Strick, hat Geduld und betrachtet das grosse Bild und nicht einfach das vorgestern, gestern und heute. Es ist ja nicht so, dass das Betrachten der Tabelle zu enormen «Ahhs» und «Ohhs» führt. Dazu wäre aktuell vorallem die Auswärtsbilanz zu mittelmässig. Oder da gabs die deutliche Heimniederlage gegen Zug (1:5), wo man mindestens auf Augenhöhe agierte, zu ineffizient war und letztlich mit 2 Empty-Net-Goals deutlich tauchte. Aber – das ist eben der Unterschied – die Entwicklung der Spielweise ist erfreulich, überzeugt und wird anerkannt. 

Mit der heute möglichen Datenanalyse lässt sich sagen, dass Lugano im Spiel fünf gegen fünf (was zwischen 80 und 90% der Spiele der Fall ist) so gut spielt wie kein anderes Team. Man kreiert viel, ist bemüht um Puckbesitz aber dem Gegner gesteht man nur wenig zu. Dass mit dieser Grundhaltung die Defensive (inklusive dem Spiel in Unterzahl) trotzdem sehr gut funktioniert, ist das Werk der Gianinazzi-DNA. Ein weiterer Faktor der das heutige Lugano vom früheren unterscheidet, ist der Fakt, dass mit Hausherr, Meile, Verboon, Cormier, Patry, Canonica, Reichle, Zanetti und den beiden Peltonens Spieler mit gegenüber früheren Zeiten kleineren Buchstaben ihre Rolle kriegen und Teil eines funktionierenden Kollektivs sind. 

Meine Erwartung vor der Saison war, dass Lugano ein Top 4 Team sein wird. Ich fühle mich darin bestätigt, eben wegen dieser Spielweise. Darum ist Lugano für mich absolut im Soll. Bedenkt man, dass mit Thürkauf, van Pottelberghe, phasenweise Schlegel und Dahlström eben Spieler mit grossen Buchstaben fehlen, dann fühle ich mich noch mehr bestätigt. Das grosse Bild zeigt, dass die Entwicklung stetig Schritt für Schritt aufwärts zeigt. Es ist sehr interessant, das weiter zu verfolgen und zu beobachten, wie lange das so weitergeht und wohin das führen kann. So wie Lugano spielt sind sie für mich im Soll, trotz der einen oder anderen Niederlage zu viel und trotz der noch nicht blendenden Tabellenlage.

Biel und die Frage, wie hoch man die Traube pflücken kann

Nach Jahren in der Spitzengruppe wird im Seeland in diesem Jahr mächtig verjüngt und umgebaut. Ein Prozess mit einigen Fragezeichen, zumal der vierte Coach in den letzten zwanzig Monaten das Team führt. Durfte man in den letzten Jahren mit breiter Brust nach den hoch hängenden Früchten greifen, stellt sich nun die Frage, mit wem man künftig wie hoch greifen kann. Musste man nach der ersten sieben Spielen und erneuten Verletzungs-sorgen etwas die Stirne runzeln, war die Fortsetzung dann umso besser. Gut und schlecht lagen generell noch zu weit auseinander, aber der Kurs Richtung Saisonziel («Zu den acht Playoffteams gehören») scheint aktuell zu stimmen und erreichbar. Biel im Soll.

Das Team erfuhr im Hinblick auf die neue Saison einige Änderungen im Bereich des Kaders, aber auch hinter der Bank. Im Seeland herrschte deswegen eher eine gewisse Skepsis denn uneingeschränkte Vorfreude auf die Saison. Wieso Skepsis? Erstens waren die Leistungen in der Vorsaison sehr durchzogen. Zweitens schlug die Verletzungshexe erneut unerfreulich zu: mit Captain Gaetan Haas, Jere Sallinen, Damien Brunner, Luca Cunti, später Miro Zryd, Victor Lööv und Nicolas Müller fielen reihenweise Spieler aus, die eigentlich das Rückgrat des Teams bilden sollten. Drittens weiss man zwar, dass die vierte Trainercrew in weniger als zwei Jahren Zeit brauchen würde, ihre Ideen umzusetzen, aber gleichzeitig herrschte die bange Frage, ob man diese Zeit angesichts der Ausgeglichenheit der Liga überhaupt habe. 

Die ersten sieben Meisterschaftsspiele mit nur zwei Siegen und fünf Niederlagen vermochten die Skepsis nicht zu vertreiben. Das Team aber entwickelte sich trotz den eingangs erwähnten Absenzen Schritt für Schritt. Während man zu Hause Ajoie, Lugano, Davos und Kloten schlagen konnte, waren die Punktgewinne auswärts in Fribourg, Ambri, Zug, Bern und Lausanne gut für das Selbstvertrauen. 

Die Crew um Martin Filander arbeitet hart, konsequent, baut Stein auf Stein und entwickelt etwas Neues. Damit darf man nach dem ersten Viertel der Meisterschaft durchaus von einem gelungenen Start sprechen. Im Fall von Biel sollte der Start jedoch nicht nur auf Grund der Resultate beurteilt werden, sondern auch im Hinblick auf die Leistungsentwicklung des Teams und der einzelnen Spieler. Die übrig gebliebenen NL-erprobten Spieler Säteri, Grossmann, Iakovenko, Rajala, Hofer, Lööv, Cunti, Brunner, Burren, Bachofner und Haas sind unter gegebenen Umständen noch viel wichtiger geworden als bislang. Diejenigen die gesund sind, stellen sich in den Dienst der Mannschaft und nehmen ihre Verantwortung wahr. 

Die Neuzugänge Lias Andersson und Johny Kneubühler haben sich sehr gut integriert und bereits tragende Rollen eingenommen. Nicolas Müller – nach Collegejahren in den USA ein Späteinsteiger – tastet sich Schritt für Schritt heran. Im Prozess der Bildung einer neuen Teamhierarchie haben sich Jérémie Bärtschi, Gael Christe, Luca Christen und Yanik Stampfli besonders positiv entwickelt. Bärtschi spielte oft den zweiten Center und das erfreulich gut, bis auch ihn leider die Verletzungshexe für den Rest der Saison vom Eis holte. 

Verteidiger Gaël Christe bekommt das Vertrauen der Coaches, macht zwar noch den einen oder anderen Fehler, zeigt sich aber lernfähig und entwickelt sich erfreulich. Verteidiger Christen wurde auf Grund der Verletzungen als Center nominiert und hat das bislang nicht nur defensiv sehr gut gelöst. Yanick Stampfli – oft in Vergangenheit 7./8. Verteidiger oder 13. Stürmer hat gezeigt, dass er durchaus das Zeug hat in den Top 6 Verteidigern zu spielen. Noah Delémont ist nach seinem Kreuzbandriss zurück und tastet sich ans Niveau ran.

Im Sog dieser Fortschritte konnten sich auch Elvis Schläpfer und Ramon Tanner, die beide in vergangenen Jahren trotz Eiszeit zu oft zu bescheiden auftraten um in der Hierarchie eine Rolle zu spielen, steigern. Die Saison muss dem EHC Biel neue Leistungsträger gebären und das ist solange man mithält, fast wichtiger als die nackten Resultate an sich. Mit Nolan Cattin, Mark Sever und Niklas Blessing – aktuell in der «Lehre» beim Partner Olten – kamen auch schon eventuelle Zukunftsspieler zu ersten Berufungen.

Die Spielweise der Bieler hat sicher noch Luft nach oben, gerade das Spiel in der eigenen Zone erlaubt dem Gegner noch zu viele Abschlüsse. Der Umgang und die Ruhe mit der Scheibe muss sorgfältiger und die Effizienz gesteigert werden, was sich sowohl im Spiel fünf gegen fünf als auch im Powerplay manifestiert. Harri Säteri ( und übrigens auch Luis Janett wenn er zum Einsatz kommt!) gibt zur Zeit dem Team aber bislang jeden Abend die Chance im Spiel zu bleiben und zu punkten. Das Team nimmts und das ist Gold wert.

Das Selbstverständnis des tanzenden Berner Bären

Logo SCB

Der stolze SCB unter Leitung des strengen Jussi Tapola festigt sich zusehends und legt eine klare Handschrift mit einer erkennbaren DNA an den Tag. Das Team wirkt gewillt, gradlinig, intensiv, nüchtern und fordert dem Gegner immer alles ab. Das hat manchmal mehr und manchmal weniger Glanz. Es ist noch kein begeisternder Dauertanz, aber es ist ersichtlich, wie gut der Tanz sein und Resultate liefern kann .

Wer nach 14 Spielen im Schnitt nur etwas mehr als 2.5 Minustore zulässt hat Struktur im Spiel.
Wer von 14 Spielen nur deren 3 nach 60 Minuten verliert, ebenfalls. Das überrascht mich nicht und wurde so erwartet. Das sind Eigenschaften, die bei einer einigermassen guten Konstanz nach 52 Runden genügen können, um das erklärte Ziel Top 6 zu erreichen.

Was ist sonst im Soll? Der SCB tritt bislang positiv auf : enorm gradlinig, sehr physisch, strukturiert, ohne Klimbim. Wer den SCB schlagen will, muss ans Limit gehen, sich der Wucht stellen. Nicht dass der SCB unschlagbar wäre, aber das Team zeigt, dass es die Voraussetzungen hat für die Top 6. Der SCB steht ziemlich genau da, wo ich ihn vor Saisonbeginn vermutet habe. 

Was sich positiv festhalten lässt: da wo Ejdsell, Czarnik, Lindholm oder Merelä draufstand, ist das auch drin. Die vier Ausländer tragen zur Wucht und Stabilität im Spiel bei, wobei Czarnik und Lindholm ihre Rollen noch zuverlässiger und konstanter ausüben als die beiden anderen. Marco Lehmann begeistert – er ist wohl zur Zeit einer absolut heissesten Schweizer Spieler. Trotzdem gibt die eine oder andere Personalie beim SCB zu reden gibt. Da wäre einmal die Torhüterfrage: Reideborn spielt viel mehr als Wüthrich und wenn dieser spielt, gewinnt der SCB noch nicht. Das sieht brutal aus und verleitet Tapola bislang vermehrt auf Reideborn zu setzen.

Zur Erinnerung: letztes Jahr wurde eher fast jeder Abend Titelverdacht zugeschrieben, mit der Konsequenz, dass der Formstand mit der Dauer stetig schlechter wurde. Es kann nicht falsch sein, die Last auf beide Torhüter zu verteilen, denn der SCB plant ja eine lange Saison. Entsprechend der aktuellen Praxis ist es nichts als normal, dass Abwanderungsgerüchte rund um Wüthrich die Runde machen. 

Eine zweite Personalie die zu reden gibt: Kahun. Er spielte im Spiel 1 nicht, verletzte sich dann aber rasch. Das bedeutet, dass die neuen Ausländer und die letztjährigen Nemeth & Reideborn fast konkurrenzlos stets spielen. Sie tun das gut und es wird trotz aller Klasse nicht einfach sein, Kahun wieder einzubauen, es sei denn Reideborn pausiere öfters und mache so einen Ausländerplatz für ihn frei.

Da gibt’s einen weiteren Namen, der noch nicht glücklich sein kann: Thierry Bader. Er kommt nicht auf Touren, trifft nicht und er spielt aktuell im System Tapola nicht die Rolle, die der Trainer gerne hätte oder die zum Spieler selbst passt. «Allen recht getan, ist eine Kunst die niemand kann» – auch Tapola nicht. Er ist ein Hardliner und zieht sein Ding durch. Deshalb bleiben diese Nebengeräusche wohl bestehen. Tapola kümmern sie wenig, solange das Team konstant und meistens erfolgreich agiert.

Wenn etwas dem SCB Sorgenfalten bereiten muss, dann die aktuelle Auswärtsschwäche (im Schnitt weniger als 1 Punkt pro Spiel und es gelingt auch nicht die gleiche hohe Intensität aufs Eis zu bringen wie zu Hause), das zurzeit latente Verspielen des Zusatzpunktes nach einem Unentschieden nach 60 Minuten (bereits 6 mal verloren…) und die Tendenz aus den letzten sechs Spielen, wo man eben nur einmal gewinnen konnte. Diese Faktoren zeigen, dass es für den SCB eine tägliche, aber machbare Herausforderung bleiben wird, sich in den Top 6 festzusetzen und zu etablieren.

Lausanne matcht bisher die grossen Erwartungen und Hoffnungen

Der LHC ist ganz klar auf Kurs – national und international in der CHL. Die vielen Personalwechsel im Ausländerbereich, das Experiment mit 2 jungen Schweizer Goalies, die Doppelbelastung mit der CHL, sowie die Gefahr des «Honey Moons» nach der letztjährigen Traumsaison scheinen gut gemeistert zu sein. Was man von Lausanne Positives erwarten darf und muss, wird aktuell vollauf bestätigt. Was einem – mich auch – vor der Saison etwas zweifeln liess bewahrheitet sich zurzeit nicht. Was die Voraussetzungen in Lausanne ermöglichen, wird auf dem Eis umgesetzt und man ist daher im Soll.

Ich muss ehrlich sein und zugeben, dass es für mich bezüglich Lausanne schon einige Fragezeichen gab. Sie sind aber nach einem Viertel der diesjährigen Saison unbegründet und Lausanne grüsst von weit oben. Die Wechsel im Ausländerbereich (Bayreuther, Sklenicka, Pajuniemi, Kuokkanen und Oksanen) sind bestens integriert und liefern solide Leistungen. 

Die beiden jungen Goalies Pasche und Keller sind kein Thema und haben die Sorgenfalten nach Hughes Abgang nach Montréal rasch geglättet. Man hat sich einerseits souverän für die KO-Phase der CHL qualifiziert und gleichzeitig mit sechs Siegen aus den ersten acht Spielen einen Traumstart in die Meisterschaft erwischt. Das Team war von Beginn weg bereit und nicht am Schwelgen in der süssen letzten Saison. Chapeau!

Bedenkt man, dass mit Raffl (erneut er…), Frick, Vouardoux, phasenweise Kuokkanen und Pajuniemi diverse Spieler verletzt ausfielen, ohne dass ein spürbarer Leistungseinbruch erfolgte, spricht das für die Qualität des Teams und dessen Coachingcrew. Augenfällig sind die starken Specialteams, also das Spiel in Unter-(qualitativ das beste Team) und in Überzahl, wo man bislang regelmässig scorte. Die emotionalen Wellen in der Vaudoise Aréna branden also derzeit unaufhörlich weiter.

Servette und der lange Weg zum «Courant Normal»

Servette hat ein Kader und Möglichkeiten, die keine Zweifel darüber aufkommen lassen dürfen, zu den Top 6 zu gehören. Servette hatte aber eine ganz schwierige Startphase zu meistern und ist aktuell noch nicht im «Courant Normal» der Meisterschaft beurteilbar. Eine sehr lange Verletztenliste, die Doppelbelastung mit der CHL und der Umstand, dass das gewohnt heimstarke Team auf Grund von Sanierungsarbeiten im Stadion die ersten acht Spiele auswärts zu bestreiten hatte, lässt «mildernde Umstände» bezüglich des ersten Viertel der Meisterschaft gelten. 

Der Blick auf die aktuelle Tabelle täuscht und lässt dazu verleiten, den Start als unter den Erwartungen einzustufen. Nicht so für mich. Wieso? Aus vier Gründen liegt für mich Servette unter gegebenen Umständen im Soll.

Erstens hat Servette hat aus bislang neun Auswärtsspielen eine starke Punktezahl eingefahren.
Zweitens spielt der amtierende CHL-Sieger noch lange nicht sein bestes Hockey. Während das Spiel in Unter-, aber vor allem in Überzahl dank den Superstars sehr gut klappte, gibt’s im Spiel fünf gegen fünf schon noch Luft nach oben. Aber nochmals, wer vor allem auswärts anzutreten hat, der ist ja nicht in erster Linie darauf aus, das Spiel wie verrückt zu machen und dem Heimteam ins Messer zu laufen. Deshalb sind die relativen schwachen fünf gegen fünf – Leistungen vorsichtig zu interpretieren.

Drittens muss man bedenken, dass zum wiederholten Mal Verletzungsprobleme auf der Torhüterposition eingetreten sind und man früh schon gezwungen war wie letztes Jahr, mit Antti Raanta einen Ausländer zu holen, dann sind das schon «mildernde Umstände». Verrückt, dass sich zu allem übel der Finne auch gleich verletzte und vorübergehend ausfiel. 

Viertens: Granlund, Vatanen, Hischier, Miranda, Cavalleri, Descloux, Mayer, Raanta, Karrer, Völlmin, Pouliot und Rod – das ist nicht etwa das Line Up eines Meisters, sondern die Liste der Spieler die aus gesundheitlichen Gründen sehr viele Spiele verpasst haben. Angesichts dieser immensen Personal-Probleme müssen die bisherigen Leistungen als durchaus respektabel und gelungen bezeichnet werden.

Fallen diese schwierigen Umstände einmal weg, wird dann das wahre Genfer Gesicht 24/25 erst ersichtlich. Darum gilt: zurzeit unter schwierigen Umständen im Soll.