Text von Ueli Schwarz, Header-Fotos: Ivan Sokolov / Reto Turotti / Waltraud Balaurock / Logan Romanens
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Wie haben uns die beiden Tabellenstriche in der Tabelle zuletzt in den Bann gezogen ! Absolute Hochspannung, zum Bersten volle Stadien, Ausgeglichenheit pur und an Spannung und Drama kaum zu überbieten! Erst das 364. und letzte Spiel der Regular Season brachte in den allerletzten Sekunden Entscheidungen. Es war wie früher im Jugend- oder Skilager beim Party-Spiel «Sesseltanz»: viele tanzten um die Stühle und wollten Platz nehmen, aber es hatte weniger Stühle als Tänzer…Die erste Party ist vorbei, und weil`s doch so cool war, folgt gleich die Nächste: Play In`s und 4 Teams tanzen nun wieder um nur noch 2 Playoffstühle!
Foto: SCRJ vs. HCAP
Credits: Fritz Leuzinger
Fribourg und Kloten tanzten bis zuletzt um einen Playoff-Stuhl und einen «Trostpreis», bis die Musik stoppte: Fribourg schaffte es und kann sich nun in Ruhe auf die Playoffs gegen den SCB vorbereiten. Kloten hat nun zum Trost in den anstehenden Play In`s immer noch maximal zwei Chancen es auch in die Playoffs zu schaffen. Die Lakers, Servette, Biel, die SCL Tigers und Ambri tanzten bis zuletzt um die drei restlichen Playin-Stühle neben Kloten. Die SCL Tigers, Ambri und die Lakers sitzen auf ihnen! Biel und Servette gingen leer aus und die Saison ist damit für sie gelaufen.
Gespielt wird mit einem Hin- und einem Rückspiel. Der Sieger qualifiziert sich direkt als 7. Team für die Playoffs. Der Verlierer bekommt die Chance auf einen zweiten und letzten Tanz um den achten und ultimativ letzten Playoffplatz.
Die SCL Tigers schafften es im letzten Spiel aus eigener Kraft mit einem klaren Heimsieg gegen Ajoie. Das Erreichen der Play In`s war das ultimative Ziel , deshalb herrscht berechtigte Euphorie und Zufriedenheit über das Erreichte. Ab sofort haben sie nichts zu verlieren, sondern nur noch zu gewinnen. Der Club hat sich in den letzten fünf Jahren kontinuierlich in kleinen Schritten diesem Ziel genähert. Aus der diesjährigen Regular Season resultierten gemessen an den fünf Vorsaisons der beste Rang, die höchste Punktzahl, die meisten erzielten Tore, die wenigsten Gegentore, eine erstmalige positive Torbilanz und in der Konsequenz eben hochverdient die Qualifikation für die Play In`s!
Die Tigers waren die ganze Saison über immer «dran». Ab dem Moment wo gegen Ende Januar eine Serie mit sechs Siegen aus acht Spielen gelang, wuchsen die Zuversicht und das Selbstvertrauen. Als sich dann genau in dieser Phase mit dem überragenden Charlin, Baltisberger und Saarijärvi drei Schlüsselspieler gravierend verletzten, wurden vielerorts Zweifel angebracht, dass das nun nicht mehr reichen würde. Tatsächlich verlor das Team in der Folge dann auch vier Spiele in Serie, was aber immer noch für drei Punkte reichte. Nun packte man die allerletzte Chance beim Schopf und gewann das letzte Spiel. Die Fortschritte und die Winnermentalität zeugen von Charakter und Wille. Das Team hat nicht überragend gespielt, aber überragend willig als Team gekämpft. Dass nun mit Saarijärvi und Baltisberger zwei wichtige Leute zurück sind, wird helfen. Mental könnte die Ausgangslage nicht besser sein und die Euphorie im Emmental ist gross. Auf Grund des Modus hat man nun also zwei Chance oder maximal vier Spiele um sich im nächsten Sesseltanz also gar den siebten oder achten Playoff-Platz zu erkämpfen
Der Gegner heisst Kloten. Kloten ist nebst den SCL Tigers das noch viel grössere Überraschungsteam der Saison. Die Zürcher holten in dieser Saison sagenhafte 27 (!) Punkte mehr als noch vor einem Jahr! Es gab auf diese Saison hin nach der letztjährigen wirren Saison diverse ganz entscheidende Personalwechsel. Es begann mit der Ernennung von Riccardo Schödler zum neuen Sportchef. Er erwies sich als absoluter Glücksgriff, weil wie die folgende Beschreibung aufzeigt, seine Personalentscheide vollauf glückten:
Es begann mit der Verpflichtung von Ludovic Waeber als Torhüter neben dem bewährten Sandro Zurkirchen. Beide Schweizer Goalies waren sehr stark aber vorallem ermöglichte das eine freie Ausländerlize für einen Feldspieler. Dass man zwei Lizenzen für ausländische Verteidiger einsetzte war enorm gewinnbringend, denn die beiden Neuen Niku und Grégoire waren echte Teamstützen. Dann ging es weiter mit der Verpflichtung von Daniel Audette – er kannte die in der Vorsaison lahmenden Aaltonen/Ojamäki aus einer gemeinsamen KHL-Saison bestens und das Trio funktionierte dann in der Folge hervorragend. Dann transferierte Schödler mit Wolf, Diem, Schäppi und Weibel vier Schweizer, die weniger durch individuelles Talent als durch tadelloses Teamwork brillierten und so das Team stabilisierten. Mit Marjamäki holte Schödler dann auch noch einen neuen Trainer. Schödler und der neue Headcoach sorgten für viel frischen Wind. Die Zutaten Schödlers wurden von der Coaching Crew um Marjamäki zu einen hervorragenden Kollektiv verarbeitet. Als dann der Schlüsselspieler Aaltonen nach einer zu ausgelassenen Party des Dopings überführt und sein Vertrag aufgelöst wurde, fürchtete mal allseits um die Früchte der bislang hervorragenden Arbeit. Ein paar Holperer gabs , aber der eingeschlagene Weg und die mittlerweilen sehr gefestigten Charaktereigenschaften des Clubs überwanden auch das. Deshalb steht Kloten zusammen mit den SCL Tigers absolut verdient vor diesem Sesseltanz !
Betrachtet man die vier bisherigen Begegnungen zwischen den beiden Teams , dann sieht Kloten eindeutig besser aus, denn sie besiegten die Tigers vier mal nach jeweils 60 Minuten…das mag vor der Serie ein kleiner mentaler Vorteil sein. Das wird aber beim Puckeinwurf kaum mehr von Bedeutung sein. Es geht nun in einer Kurzserie zweier euphorisierten Clubs mit Hin- und Rückspiel um alles, deshalb ist der Ausgang kaum vorhersehbar. Es wird zwei Gewinner geben: erstens wir als Zuschauer und zweitens ein Team das direkt die Playoffs erreicht. Dem einen Verlierer aber winkt dann eben immer noch die Chance auf den achten und letzten Playoffplatz gegen den Gewinner der anderen Play In-Serie.
Foto: EHC vs. SCL
Credits: Peter Eggimann
Die Lakers brauchten 51 Spiele und im letzten Spiel 59 Minuten und 10 Sekunden Geduld. Dann trafen die Lakers und nicht der HCD und in Lugano bescherte gelichzeitig ein Empty Netter gegen das anrennende Biel in der 58. Minute den Fakt, dass es die Lakers als letztes Team im Fotofinish vor Biel in den nun folgenden Sesseltanz gegen Ambri schafften. Ambri ? In Fribourg im letzten Spiel letztlich chancenlos blickte gebannt und mit gefalteten Händen ausgerechnet zum Rivalen Lugano. Man möge doch Biel um jeden Preis schlagen. Lugano leistete den Biancoblu was sie sich erhofften und so schafften es auch sie im allerletzten Moment. Was für ein Krimi!
Die Lakers hatten alles andere als ein einfaches Jahr. Verletzungssorgen auf den Ausländerpositionen und nach einer Serie von acht aufeinanderfolgenden Niederlagen ein Trainerwechsel machten ihnen zu schaffen. Assistent Lundskog übernahm und das schien Wunder zu bewirken, denn es gelang dann in den folgenden zehn Spielen eine Serie mit acht Siegen. Alles schien auf besten Wegen. Schien, denn es folgte wieder eine Niederlagenserie
( sieben mal in acht Spielen ). Die Play In-Qualifikation rückte in fast unerreichbare Ferne…vier Vollerfoge mit zwölf Punkten in den letzten fünf Spielen, das sehr späte Siegtor gegen Davos 50 Sekunden vor Spielende und die für die Lakers richtigen Resultate auf den anderen Plätzen in der 52. Runde vervollständigten letztlich das erhoffte Glück. Ein ganz wesentlicher Grund dass es reichte, war die Heimstärke. Die Lakers waren am Obersee eine Macht und holten mit 55 Punkten am drittmeisten Heimpunkte der ganzen Liga. Die Auswärtsbilanz sprach da mit 18 Punkten eine ganz andere Sprache… Das Saisonziel ist damit erreicht. Was jetzt folgt ist eine hocherfreuliche Zugabe. Man darf zu Hause starten – wenn das nicht tolle Aussichten sind!
Es folgt nun das Duell gegen Ambri. Die Leventiner entpuppten sich einmal mehr für alle Gegner als sehr hartnäckig. Neunundzwanzig Spiele mit Ambri Beteiligung dauerten länger als sechzig Minuten, waren also ganz extrem eng. Ambri holte damit sehr wenige «Dreier»…anderseits aber gewannen sie dann eben so oft wie kein anderes Team einen Zusatzpunkt ( sieben in der Overtime, sieben im Penaltyschiessen ). Personell haben zwei Personalentscheide Ambris Saison ganz wesentlich beeinflusst: urplötzlich bekam Kubalik keinen NHL-Job und wollte sich in der Leventina fit halten. Mit einer Klausel hätte er aber vor Weihnachten jederzeit aussteigen können. Zum Glück für Ambri war das nicht der Fall…dann profitierte Ambri von Wirren in Fribourg. Schwache Resultate und ein unzufriedener DiDomenico waren Ambris Glück, denn DiDomenico wollte weg und es kam zum Tausch Lilja gegen DiDomenico. Ein Trade der sowohl Ambri wie Fribourg glücklich machte. Diese zwei Personalentscheide sind mit verantwortlich, dass Ambri nun den Sesseltanz weiterführen kann. Ambri legte aber den Grundstein mit einer sehr guten Phase Ende Januar mit 18 Punkten aus 10 Spielen. Absolut überragend agierte das Trio Kubalik (vier Tore& fünf Assists)/Maillet(vier/neun)/DiDomenico(drei/sechs) aber auch Manix Landry war mit vier Treffern sehr stark gegen Schluss. Zudem geraten bei Ambri die beiden ausländischen Schwerarbeiter Heed und Virtanen oft in Vergessenheit. Sie leisten enorme Pensen und gehören mit achtunddreissig, respektive vierunddreissig Scorerpunkten zu den absolut produktivsten Verteidigern der Liga. Die Ausländer entpuppten sich also als ungeheuerlich dominant und haben den Ambri Zug in Fahrt gebracht und gehalten. Ambri fuhr – ähnlich wie die Lakers - eine Zwei-Torhüter-Strategie. Beide Goalies erreichten gute bis sehr gute Werte. Es wird sehr spannend zu beobachten sein, ob Ambri nun auf einen oder weiterhin auf zwei Goalies setzt. Personell kennt Cereda keine Sorgen, alle sind fit. Zudem hat Ambri keinen Druck, kann begeistert und motiviert frei aufspielen und das kann sie sehr gefährlich machen.
Schaut man auf die vier Direktbegegnungen zeigt sich – welch Wunder – Folgendes: drei mal gings in die Überzeit und …zweimal siegte Ambri. Es schaffte es hingegen eben im Gegensatz zu den Lakers auch nicht, einmal einen Sieg nach sechzig Minuten zu feiern. Das wird eine ganz enge Kiste und genau gleich wie im andern Play In-Duell ist eine Prognose wohl reine Glückssache.
Zurücklehnen, geniessen und Beruhigungstropfen bereithalten, ob im Stadion oder vor dem TV.
Foto:SCRJ vs. HCAP
Credits: Andrea Branca