Nach dem grossartigen Finaleinzug 2017 haben die Säbelzähne Karies angesetzt und sind löchrig und stumpf geworden. Die Predators waren in den letzten Jahren auf dem absteigenden Ast und vor der letzten Saison standen sie mitten in einem Rebuild. Mit einem Kraftakt sondergleichen schafften sie aber dennoch die Playoffs, allerdings ohne realistische Chance auf den Stanley Cup zu haben. Sie scheiterten dann auch in der ersten Runde an den Vancouver Canucks. Die stolzen Säbelzahntiger waren dabei, zu unscheinbaren grauen Mäusen zu verkommen. Niemand hatte die Predators auf der Rechnung, ausser offensichtlich die Teppichetage in Nashville selbst. GM Barry Trotz hat wahre Wunder vollbracht und dies in doppelter Hinsicht.
Die NHL-Expertenwelt staunte nicht schlecht, als Nashville im Sommer nicht weniger als drei Topshots auf dem Free-Agent-Markt verpflichten konnte. Topverteidiger Brady Skjei, sowie die beiden torgefährlichen Flügel Jonathan Marchessault und die Tampa Legende Steven Stamkos. Hinzu kam die angestrebte Vertragsverlängerung mit dem Stargoalie Juuse Saros sowie weitere Vertragsverlängerungen mit bewährten Ergänzungsspielern. Urplötzlich gehörten die Predators wieder zu den Playoffkandidaten; ja noch mehr, mit dem nun auf dem Papier ersichtlichen potenten Secondary-Scoring und dem neuen Zweiweg-Top-Defender Brady Skjei, hieven sich die Predators sogar in die Sphären der erweiterten Contender-Klasse.
Dank diesen Zuzügen dürfen wir wenigstens theoretisch ein hoch effizientes Powerplay erwarten: Filip Forsberg, Ryan O’Reilly, Roman Josi, Steven Stamkos und Jonathan Marchessault, dies bedeutet Alarmstufe rot für alle gegnerischen Goalies. Viel wird auch vom bereits erwähnten Goalie Juuse Saros abhängen. Wenn er zur Topform aufläuft, dann wird er Spiele stehlen in denen die neue Offensivmaschinerie stockt und vor allem am Anfang der Saison erwarte ich dies. Die «Achillessehne» der Predators wird neben der fehlenden Tiefe an Topverteidigern – aber wer hat das schon? – der erste Saisonviertel sein, in dem zu erwarten ist, dass sich die zahlreichen neuen «Assets» im Teamgefüge der Predators noch finden müssen. Z.B. treffen sie bereits im Saisoneröffnungsspiel auf die vielgenannten Stanley Cup Favoriten, die Dallas Stars.
Normalerweise wird ein solcher Kraftakt auf dem Free-Agent und Trade-Markt teuer erkauft, indem die nahe Zukunft geopfert werden muss, sprich Talente und/oder Draftpicks. Das heisst, es gibt kaum Contender, die sich im kommenden Draft gross auf die erste Runde vorbereiten müssen, weil sie nur späte oder gar keine Picks haben. Weit gefehlt bei den Nashville Predators. Sie gehören nicht nur urplötzlich zum erweiterten Contenderkreis sondern nennen für den Draft 2025 nicht weniger als drei Erstrunden- und zwei Zweitrundenpicks ihr Eigen! Dies ist sensationell und sucht ihresgleichen. Mit dieser «Munition» haben sie ungeahnte Möglichkeiten auf dem Trademarkt und werden damit der direkten Konkurrenz anlässlich der Tradedeadline anfangs März 2025 das Fürchten lehren, denn mit diesen «Assets» in ihrem Portefeuille können sie ihr Roster hinsichtlich Playoffs sehr wirksam ergänzen. Mit dem Trade ihres Goalietalents Yaroslav Askarov zu den San Jose Sharks haben sie angedeutet, dass sie weiterhin aktiv sein werden, um die Franchise mit unserem Captain Roman Josi bestmöglich auf die grösstmöglichen Aufgaben vorzubereiten.
Thomas Roost ist seit 1996 NHL-Scout für den Central Scouting Service und verfolgt die beste Liga der Welt hautnah. https://www.thomasroost.com I Twitter: @thomasroost |