Pucks & Bucks – Gehälter in der NHL

In der NHL liegen die Gehälter deutlich höher als in anderen Eishockeyligen, mit einem Mindestgehalt von $775.000 und Spitzenspielern wie Auston Matthews, die bis zu $13,25 Millionen verdienen. Im Vergleich verdienen Headcoaches und General Manager deutlich weniger, oft unter $5 Millionen. In der Schweizer Liga scheinen hingegen Headcoaches und Top-Goalies eine grössere Bedeutung für den Erfolg zu haben, was sich auch in ihren Gehältern widerspiegelt.


 

In der NHL werden die Spielersaläre publiziert, nicht so wie bei uns, wo wir uns mit Spekulationen begnügen müssen. Das Mindestjahressalär in der NHL liegt bei $ 775'000. Auston Matthews verdient 13.25 Mio jährlich, Leon Draisaitl ab Sommer 2025 – 2033 14 Mio im Durchschnitt pro Jahr und Connor McDavids Salär wird bei den kommenden Verhandlungen ungefähr bei 15 Mio zu liegen kommen. 

Das Durchschnittssalär eines NHL-Spielers liegt bei ca. 3.5 Mio. Auch wenn die Saläre in unserer Liga nicht veröffentlicht werden, ist es klar: In der NHL werden sehr viel höhere Saläre bezahlt, als bei uns und unsere Liga gilt als die vermutlich am zweitbesten zahlende Eishockeyliga der Welt. Ausnahmen: Einige Clubs in der KHL plus der eine und andere Club in Schweden und in Tschechien die für Ausnahmespieler sehr hohe Gehälter bezahlen (Beispiel Cervenka), doch dies sind Ausnahmen.

AHL und die Gehälter

Interessant ist, dass die AHL – die Farmteamliga der NHL – mittlerweile ebenfalls mit relativen Topsalären klotzt. Im Gegensatz zur NHL gibt es in der AHL kein Salarycap und der eine und andere AHL-Teamowner lockt vermeintliche Leistungsträger mit Gehältern, die dazu führen, dass es mittlerweile auch für Schweizer High-Budget-Teams viel schwieriger geworden ist, Top-AHL-Cracks in die Schweiz zu holen. 

Gehälter in der NHL

Zurück zur NHL: In der NHL verdienen die besten Goalies deutlich weniger als die besten Skater. Bei den 10 Topverdienern finden sich 7 Forwards und 3 Defender. Igor Shesterkin, der Goalie der New York Rangers, wird mit einem erwarteten Jahressalär von ca. 11 Mio schon bald der am besten bezahlte Goalie in der NHL sein (aktuell Carey Price, Montreal Canadiens 10.5 Mio). Der vermeintlich beste Drittel der NHL-Goalies bezieht ein Salär in der Grössenordnung von 6-10 Mio p.a. 

Auch hier wäre ein Vergleich mit der Schweizer Liga interessant. Ich denke, dass bei uns die Goaliesaläre der Nr.1-Goalies im relativen Vergleich mit den Skatern höher sind als in der NHL. 

Szenenwechsel

Wieviel verdienen die Headcoaches, die Assistenzcoaches und die GMs in der NHL? Dies ist nicht so transparent wie bei den Spielern aber bei entsprechenden Recherchen kommt auch hier Licht ins Dunkel. Der Vergleich mit der Schweizer Liga ist hierbei ebenfalls sehr interessant, allerdings gilt auch hier: Die Schweizer Saläre sind nicht transparent, sondern basieren lediglich auf Indizien. 

Es gibt Indizien, dass bei uns Headcoaches mit den klingendsten Namen zu den Bestverdienern im Vergleich mit den Spielern gehörten, resp. gehören. Ich denke, dass Ralph Krüger und Arno Del Curto während ihren Blütezeiten, keinen Vergleich mit den bestbezahlten Spielern scheuen mussten und auch Marc Crawford coacht vermutlich nicht für ein Butterbrot bei den Lions, dasselbe gilt für Roger Rönnberg, der ab der Saison 2025/2026 bei Gottéron an der Bande steht. 

Bei uns sind die Coaches die Stars und die oft gehörte These, dass die Goalies «die halbe Miete» für den Erfolg ausmachen, spiegelt sich vermutlich ebenfalls auf der Payroll wider. Vorsichtig ausgedrückt denke ich beispielsweise nicht, dass Leo Genoni bei Zug nicht zu den 10 am besten bezahlten Hockeyspielern in der Schweiz gehört. 

Gehälter der Coaches und GMs in der NHL

In der NHL verdient gemäss meinen Recherchen kaum ein Head Coach 5 Mio p.a., hingegen gibt es immerhin 185 Spieler die mehr als 5 Mio verdienen. Die NHL-Headcoach-Gehälter entsprechen in etwa denjenigen von Durchschnittsspielern, dasselbe gilt für die GMs. Ken Holland, der ExGM bei den Edmonton Oilers gilt als bestverdienender NHL-GM mit einem Jahressalär von 5 Mio. 

Gehälter der Assistenzcoaches

Zurück zu den Coaches an der Bande. Wieviel verdient ein NHL-Assistenzcoach? Je nach Erfahrung zwischen 200'000 und 750'000 Dollar. In der Schweiz? Ich denke, dass die Saläre der gut bezahlten Assistenzcoaches bei ca. 150'000 liegen, auch hier: Bei «Big Names» vermutlich etwas mehr und bei «No Names» in der Tendenz bei ca. 120'000.—. 

Unterstützender Staff in der NHL

Wichtig zu wissen: In NHL-Franchises gibt es im Vergleich zu unseren Topclubs deutlich mehr unterstützenden «Staff». Es gibt Teams, die leisten sich eine ganze Armada von Assistenzcoaches, Skill-Coaches, Goaliecoaches, Player-Development-Coaches, Scouts und vor allem unzählige von Analysten. Alle Saläre dieser Angestellten zählen nicht zum Salary-Cap. Darum versuchen z.B. die gut betuchten Toronto Maple Leafs in dieser Hinsicht andere Teams zu übertrumpfen. Sie scheuen dabei keine Kosten. 

Wahrnehmung der Erfolgshebel

Die Konklusion aus alledem? In der NHL gibt es offensichtlich eine andere Wahrnehmung hinsichtlich wer von den Angestellten die grösste Hebelwirkung für den Erfolg hat: Es sind dies in erster Linie die Top-Forwards und Top-Defender, gefolgt von den Top-Goalies, dann folgen mit einem gebührenden Abstand die Durchschnittsspieler, die GMs und die Headcoaches. Weiter hinten rangieren die Ergänzungsspieler und zur «tiefsten Kaste» im Bereich Hockey-Operations gehören die Assistenzcoaches. Ausgeklammert bei dieser Betrachtung habe ich die Teamärzte, Physios, Scouts, Materialwarte etc. 

In unserer Schweizer Liga habe ich den Eindruck, dass die Entscheidungsträger bei den Headcoaches und den Top-Goalies die grösste Erfolgshebelwirkung orten. Wer liegt eher richtig und wer liegt eher falsch? Die Diskussion sei eröffnet!

Persönliches Fazit

Meine persönliche Meinung richtet sich pragmatisch an der grösseren Erfahrung und grösseren wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit Erfolgsfaktoren aus, d.h. ich tendiere zu den zahllosen mehr oder weniger wissenschaftlich ausgewerteten Studien im nordamerikanischen Profisport, wo seit sehr langer Zeit mit analytischen Tools versucht wird, die Erfolgsgeheimnisse im Football, Baseball, Basketball und Eishockey zu entschlüsseln.

Während ich bei uns – immer weniger, aber noch immer – die Tendenz erkenne, populäre Thesen unkritisch zu kultivieren und wenig zu hinterfragen. Die Wahrheit liegt aber auch bei dieser Frage nicht bei 100 oder 0, sondern bei eher mehr oder eher weniger. Ich bin gespannt auf eure Meinungen. 

Thomas Roost ist seit 1996 NHL-Scout für den Central Scouting Service und verfolgt die beste Liga der Welt hautnah.
Für MySports ist Roost als NHL-Experte & Co-Kommentator im Einsatz.
In seiner wöchentlichen Kolumne «Roosts Ramblings» schreibt er über Themen aus der NHL und der grossen Hockey-Welt.

https://www.thomasroost.com I Twitter: @thomasroost

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