Die Schweiz träumt von einer Überraschung an der U20-WM 2024. Doch wie realistisch sind die Hoffnungen? Der Artikel beleuchtet die Chancen der Schweiz sowie die grössten Talente des Turniers – sowohl auf der Schweizer als auch auf der internationalen Seite.
Ich wiederhole mich, die U20-WM bietet das schönste, das spektakulärste Eishockey. Ich würde für ein U20-WM Finalticket CAN vs RUS mehr Geld bezahlen als für einen Stanley Cup Final. Nachdem die Tschechen im letzten Jahr gezeigt haben, dass bei einem solchen Turnierformat auch Nichtfavoriten Chancen auf den Titel haben, kehren bei den Buchmachern die Nordamerikaner, Canada und die USA, zurück auf den Thron der meistgenannten Favoriten. Beide sind in derselben Gruppe eingeteilt. Die Schweiz trifft auf Schweden, Tschechien, die Slowakei und Kazakhstan. Ein Vorteil für die Schweiz? Definitiv ja.
Foto: Team Schweiz an der letztjährigen U20-WM in Schweden
Fotocredits: IIHF
Definitiv ja. Seit Jahren sind durch die Absenzen der Russen und Belarus die Tickets günstiger als üblich, um im erlauchten Saal der Halbfinalisten Platz nehmen zu können. Leider ebenfalls seit Jahren gelingt es der Schweiz nicht, dieses Ticket zu lösen. Vielleicht in diesem Jahr? In der Schweizer Gruppe B gilt es Siege gegen die Slowakei und Kazakhstan einzufahren, um dann zu hoffen, dass entweder gegen Schweden oder Tschechien eine Ueberraschung gelingt. Dies würde dann mindestens Gruppenrang 2 bedeuten und somit ein Viertelfinalduell vermutlich gegen Finnland. Finnland, Schweden und auch die Tschechen stellen in diesem Jahr keine Uebermannschaften. In einzelnen Spielen sind für unsere Jungs Ueberraschungen möglich. Ok, dies sind sehr theoretische Planspiele. Favorit auf eine Medaille sind wir sicher nicht und falls die Russen und Belarus in ein, zwei Jahren zurückkehren, dann gehören wir leider auch wieder zu den Abstiegskandidaten. Dies ist die Realität. Kurzfristig dürfen wir jetzt aber noch einmal von etwas Grossem träumen.
Gross ist auch die Hoffnung auf den erst 15-jährigen Jonah Neuenschwander, und dies nicht nur weil er mit 191cm stattliche Körpergrösse mitbringt, sondern grosses, sogar sehr grosses Talent. Falls er als hochtalentierter Geigenspieler im Orchester von Marcel Jenni auch als 1. Violinist und nicht als Pauker eingesetzt werden wird, erwarte ich Grosses vom Supertalent aus Biel. Auf der Goalieposition hat Marcel Jenni die Option, den ebenfalls gross gewachsenen Bruder von Jonah, Elijah Neuenschwander, über sich hinauswachsen zu lassen, sofern er als Nr. 1 gesetzt sein sollte. Der langen Worte kurzer Sinn: Denken und träumen wir für einmal gross!
Foto: James Hagen
Fotocredits: Rena Laverty / USA Hockey
Welches sind die grössten Talente an der U20-WM die noch nicht gedraftet sind? Auf welche Spieler freue ich mich am meisten? Alle Augen sind auf den USA-Center James Hagens, den CAN-Winger Porter Martone und den CAN-Defender Matthew Schaefer gerichtet. James Hagens gilt (noch) als meistgenannter Favorit auf die Nr. 1 im 2025er Draft, bei mir hat aktuell der kanadische Verteidiger Matthew Schaefer diese Position inne. Kanada, mit seiner unglaublichen Tiefe an potenziellen U20-Nati-Spielern setzt trotzdem nicht nur auf den erwähnten Underager Matthew Schaefer sondern sogar auf den erst im Jahr 2026 zu draftenden Gavin McKenna. Dies sagt einiges aus über den Talentlevel dieser potenziellen Superstars.
Von Schweizer Seite wird bei den Scouts vor allem der erst 2027! In den Draft gehende, bereits erwähnte Jonah Neuenschwander Augenöffner spielen. Welche von den bereits gedrafteten Spielern werden dem Turnier vermutlich den Stempel aufdrücken? Ich empfehle, folgenden Spielern ein besonderes Augenmerk zu widmen: Berkly Catton, C, CAN, Axel Sandin Pelikka, D, SWE, Gabe Perreault, RW, USA, Konsta Helenius, C, FIN, Cole Eiserman, LW, USA, Zeev Buium, D, USA. Bei den Goalies gilt es vor allem den US-Amerikaner und Detroit Red Wings Draft-Pick Trey Augustine zu beachten.
Thomas Roost ist seit 1996 NHL-Scout für den Central Scouting Service und verfolgt die beste Liga der Welt hautnah. |