Die Calder Trophy, die Auszeichnung für den besten Rookie der NHL, sorgt auch in dieser Saison für Spannung. Wer wird „Rookie of the Year“? Nach den ersten Saisonspielen sind die Favoriten deutlicher geworden – oder etwa doch nicht? Die Konkurrenz ist so stark wie selten. Die Talente Macklin Celebrini, Matvei Michkov und Goalie Dustin Wolf liefern sich ein packendes Kopf-an-Kopf-Rennen um den begehrten Titel.
Vielleicht erinnert ihr euch. In Saisonvorschauen habe ich mich betreffend die Vorhersage, wer Rookie of the year werden wird, widersprochen. In der einen Vorschau habe ich Macklin Celebrini von den San José Sharks genannt und in einer anderen Vorschau Matvei Michkov von den Philadelphia Flyers. Nun…nach etwas mehr als einem Viertel der gespielten Spiele in der Regular-Season sehen wir klarer… oder doch nicht? Es ist ein Kopf an Kopf Rennen und der 19-Jährige Michkov wie auch der 18-Jährige Celebrini werden zusätzlich noch von Dustin Wolf, dem 23-jährigen Goalie der Calgary Flames bedrängt. Alle drei starteten hervorragend in ihre erste NHL-Saison.
Matvei Michkov ist eine der ganz grossen Hoffnungen in Philly, denn beim Philly-Roster und bei der Pipeline an Talenten ist ziemliche Dürre angesagt. Die Flyers hatten in der letzten Saison das schlechteste Powerplay aller Teams und die Ankunft Michkov hat dies verbessert. Michkov besticht durch eine herausragende Spielintelligenz und durch einen sehr hohen Skill-Level. Michkov ist eher klein gewachsen und sein Speed ist nur durchschnittlich, aber sein so genanntes Edge-Work und seine Fähigkeit, auch im engen Raum und unter Druck mit seinem Puck-Movement Optionen und Torchancen zu kreieren ist sehr selten gesehen bei derart jungen Spielern. Zudem behauptet er sich erstaunlich gut im Infight entlang der Bande und in den Ecken.
Die Flyers Fans haben lange auf einen Spieler mit dieser Qualität gewartet und sind sehr happy. Auch das von vielen antizipierte Problem zwischen Headcoach John Tortorella und dem manchmal etwas «freigeistigen» Michkov ist bis jetzt nicht aufgetreten. Michkov ist eine extrem attraktive Bereicherung, nicht nur für die Philadelphia Flyers sondern für die gesamte NHL.
Es ist eine Augenweide, Macklin Celebrini als Hockeyspieler zuzuschauen. Wenn ich ihn spielen sehe, habe ich das Gefühl, dass da ein NHL-Profi mit mindestens 10-jähriger Erfahrung am Werk ist, aber Celebrini ist erst 18 Jahre alt… Alles scheint so natürlich und leicht in seinem Spiel. Das Gesamtpaket Celebrini ist herausragend und viele seiner Instrumente sind top, nicht nur gut oder sehr gut, sondern echt high-end, top. Sein Spiel wirkt bereits geschliffener, runder als beispielsweise dasjenige des Jahrzehnte-Talents Connor Bedard von den Chicago Blackhawks. Es könnte sein, dass der so genannte «Upside» von Bedard höher ist, aber Celebrini liegt nur knapp dahinter.
Wenn er die Pace von über 92% Savepercentage über die Distanz von ca. 50 Spielen retten kann, dann spricht einiges für Wolf. Wolf ist für heutige Standards mit 183cm ein so genannt «undersized Goalie» besticht aber mit seiner Athletik, seinem ausserordentlich guten Puck-Tracking und er ist in den letzten Jahren deutlich ruhiger und gelassener geworden. Seit Jahren ist klar, dass Wolf nur wenig fehlt, um in der NHL zu reüssieren. In dieser noch immer jungen Saison hat er jetzt aber offensichtlich den letzten, schwierigsten Schritt getan. Seine bisherigen Perfomances waren schlicht beeindruckend.
Der kleine, mega produktive Flügel der Dallas Stars, Logan Stankoven, will auch ein Wörtchen mitreden, er besticht mit Top-Handskills und Kreativität. Nicht zu vergessen der spektakulär gestartete klein gewachsene Offensivverteidiger Lane Hutson von den Montreal Canadiens.
Mir persönlich gefällt auch der Flügel, Maxim Tsyplakov, von den New York Islanders. Er ist aber bereits 26 Jahre alt und ich persönlich finde es absurd, dass er auch im Rookie-Rennen mitlaufen darf, aber die Regeln sind so wie sie sind. Tsyplakov hat eine gute Schussqualität und sich sofort einen Platz in der 2nd line der Islanders erkämpft. Er ist gross gewachsen und spielt für russische Verhältnisse ein sehr gradliniges Spiel, auch die «underlying stats» sprechen für ihn. Wenn er auf dem Eis ist, gibt es für die Islanders klar mehr Torchancen, als wenn er nicht auf dem Eis ist.
Thomas Roost ist seit 1996 NHL-Scout für den Central Scouting Service und verfolgt die beste Liga der Welt hautnah. |