Test

Der NHL-Goalie der Zukunft

Die Anforderungen an NHL-Goalies haben sich in den letzten Jahren drastisch verändert. Steigende Torquoten und immer präzisere Schützen setzen die Torhüter unter Druck, während neue Entwicklungen im Spiel und in der Technik ihre Rolle anspruchsvoller machen. Um diesen Herausforderungen gerecht zu werden, müssen zukünftige Goalies nicht nur körperliche Voraussetzungen erfüllen, sondern auch mit beeindruckenden technischen und mentalen Fähigkeiten überzeugen.


Die Liga will mehr Spektakel und mehr Spektakel bedeutet als Teil davon mehr Tore. In diese Richtung werden seit Jahren Regelanpassungen vorgenommen. Zudem werden die Torschützen immer besser, das Stockmaterial wird immer besser, die Schusspräzision der Weltklassesniper und die Schusstaktik. Dies alles führte in den letzten Jahren zu einer kontinuierlichen Verschlechterung der Goalie Save-Percentage und dies, ohne, dass die Goalies schwächer geworden sind. Nachdem mit der Einführung des Butterflies und dem Trend zu ca. 1.90m grossen, mobilen Goalies die Torquoten stark gesunken sind, haben jetzt die Scoring-Forwards und die Offensiv-Verteidiger zurückgeschlagen. Das Leben eines NHL-Goalies ist spürbar härter geworden.

Anforderungen an die Torhüter von morgen

Dieses gegenseitige Aufrüsten ist normal und die Logik der aktuellen Situation ist, dass die Goaliecoaches nach Wegen finden müssen, um die Goalies auch statistisch wieder besser zu machen. Die Top-Professoren in dieser Disziplin arbeiten unter Hochdruck daran und es zeigen sich folgende, erste Erkenntnisse, in welche Richtung sich die Goalies entwickeln müssen, um an die Fleischtöpfe eines NHL- Nr.1- oder Nr.2-Goalies zu gelangen:

  1. Nach wie vor ist die Körpergrösse entscheidend, um überhaupt am «Spiel» NHL-Goalie werden zu wollen nur schon teilnehmen zu können. Mit weniger als 1.90m gilt man bereits als so genannter «undersized» Goalie.
  2. Das Lesen des Spiels ist ebenfalls nach wie vor matchentscheidend. Das Spiel wir immer schneller und darum müssen Weltklassegoalie ein hochentwickeltes Goalie-Hirn haben, welches Spiel- und Schuss-Situationen vorhersehen kann, Hockeysense auf Goalieebene.

Die Kombination von Körpergrösse und der Fähigkeit das «Spiel lesen zu können» hat bisher viele Goalies sehr weit gebracht. Bei mindestens durchschnittlichen athletischen und skatingtechnischen Fähigkeiten waren diese Elemente die Basis, als NHL-Goalie-Prospect gelten zu dürfen. Um dann als NHL-Goalie zu reüssieren, kamen dann selbstverständlich noch die mentale Stärke, das Selbstbewusstsein, die Frustrationstoleranz und die Lernfähigkeit hinzu.

Um in Zukunft in der NHL als Goalie bestehen zu können werden vermutlich folgende Elemente von mittlerer auf hohe Priorität steigen:

Skating und Mobility

Ich denke, dass bis vor einigen Jahren ein Goalie mit guter Grösse und exzellentem Lesen des Spiels gepaart mit durchschnittlichem Skating und entsprechender Mobilität in der NHL erfolgreich sein konnten. Die Zukunft verlangt aber nach mehr. Elite Skating  und Elite Mobilität werden unabdingbar, denn das Eishockey wird immer schneller und verlangt von den Goalies blitzschnelle laterale Verschiebungen und Rotationen. All dies ist nur möglich, wenn die Goalies sehr gute Skater mit exzellentem so genanntem «Edgework» sind. Wenn ich dem New York Rangers Goalie Igor Shesterkin zuschaue, bin ich unglaublich beeindruckt von seiner Mobilität und seinem «Recovery» aus den unmöglichsten Positionen. Die Basis hierfür ist sein exzellentes Edgework. Neben der Körpergrösse und dem Lesen des Spiels gewinnt herausragendes Skating, speziell das Edgework und die Mobilität, deutlich an Bedeutung. 

Die Basis hierfür wird bereits im Kindereishockey gelegt. Ich empfehle, dass Kinder sich nicht allzu früh auf die Goalieposition festlegen, sondern in einem Kinderteam sollen sich viele Kids auf der Goalieposition ablösen und immer auch wieder als Forward oder Defender auflaufen. So bildet sich eine grosse Anzahl von potenziellen Goalies, die dann erst später selektiert werden sollen. Zudem soll dem Skating beim Goalietraining eine sehr hohe Priorität eingeräumt werden.

Thomas Roost ist seit 1996 NHL-Scout für den Central Scouting Service und verfolgt die beste Liga der Welt hautnah.
Für MySports ist Roost als NHL-Experte & Co-Kommentator im Einsatz.
In seiner wöchentlichen Kolumne «Roosts Ramblings» schreibt er über Themen aus der NHL und der grossen Hockey-Welt.

https://www.thomasroost.com I X: @thomasroost

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